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Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH, Albrechtsburg Meissen Aus dem Leben der wettinischen Herrscher

Aus dem Leben der wettinischen Herrscher

Die monumentalen Wandgemälde der Albrechtsburg Meissen, die zwischen 1873 und 1881 entstanden, sollten ein „Denkmal der Liebe zwischen Fürst und Land“ schaffen. Mit „Land“ meinte man vor allem Sachsen, und mit „Fürst“ war das Adelsgeschlecht der Wettiner gemeint. Über die Mark Meißen herrschte dieses Fürstenhaus immerhin fast 800 Jahre (von 1125-1918) in ununterbrochener Erbfolge! Und so verwundert es nicht, wenn gerade das Motiv des Einzugs von Markgraf Konrad dem Großen in Meißen am Anfang des Bilderreigens steht. August der Starke, der sich von J. F. Böttger das Geheimnis der Porzellanherstellung zeigen lässt, beendet die Zeitreise durch die wettinisch-sächsische Geschichte. Mittendrin kann man „Vater“ August und „Mutter“ Anna entdecken – die im 19. Jahrhundert populärsten Wettiner. Er lässt gerade einen Obstbaum pflanzen, sie flößt einem kranken Kind Medizin ein. Fürsorglichere Herrscher kann man sich doch kaum wünschen, oder? Zweifel sind bei allen Bildern durchaus angebracht, denn es handelt sich um Historienmalerei. Dabei werden nicht reale Ereignisse neutral abgebildet, sondern es geht um die Schaffung von Andenken an ein Ereignis oder einen Herrscher – stets gesehen durch die Brille der Entstehungszeit, durch die Brille des Künstlers und natürlich durch die des Auftraggebers. Und Letzterer war das sächsische Königshaus!

[ 32 Objekte ]

Wandbild: "Verlobung Albrechts des Beherzten mit Zdena in Eger im Jahr 1459"

Dieses Gemälde ist das Wandbild mit der wohl tiefsten Gefühlswirkung in der Albrechtsburg, weshalb es heutzutage auch den festlichen Rahmen für standesamtliche Trauungen in dieser Stube abgibt. Der Künstler verlegte die Handlung in einen geschickt in die Tiefe gestaffelten Straßenraum. Das Verlobungspaar schreitet in einem Festzug aus Geistlichen und Edelleuten die Stufen eines palastartigen Gebäudes hinab, während das Volk ergriffen zuschaut. Hinter dem 16-jährigen Albrecht und der 9-jährigen Zdena (Sidonia) stehen an der linken Seite die beiden Väter: Kurfürst Friedrich der Sanftmütige von Sachsen mit Kurhut und Hermelinmantel und Georg von Podiebrad mit der böhmischen Königskrone auf dem Haupt. Die Feierlichkeiten, die am Martinstag, dem 11. November 1459 stattfanden, standen im Zusammenhang mit weitreichenden politischen Verhandlungen. Als im Jahre 1457 der bisherige böhmische König gestorben war, machte Friedrich der Sanftmütige erbliche Ansprüche auf die Krone Böhmens geltend. Jedoch wählten die böhmischen Stände 1458 den hussitisch gesinnten Georg von Podiebrad auf den Thron. Daraufhin drohte der Ausbruch eines Krieges, der aber dank der Friedensvermittlungen des Markgrafen von Brandenburg verhindert werden konnte. Am 25. April 1459 kam es dann zum Abschluss des „Vertrages von Eger“, der das Verhältnis zu Böhmen bereinigte, einen gegenseitigen Gebietsaustausch vorsah und die Grenze endgültig auf dem Hauptkamm des Erzgebirges so festlegte, wie sie noch heute besteht. Diese Vereinbarungen sollten schließlich durch eine Doppelhochzeit bekräftigt werden: einerseits zwischen Albrecht und Zdena und andererseits zwischen Podiebrads Sohn Hinko und Katharina, der Tochter des wettinischen Herzogs Wilhelm von Thüringen.

Wandbild: "Große Kirche Emden" (Nachtstimmung)

Landschaftsdarstellungen (von Friedrich Preller dem Jüngeren): Der Sohn des berühmten Landschaftsmalers gleichen Namens gestaltete in den Fensternischen vier romantische Landschafts- und Stadtansichten, die sich auf das Leben des Bauherrn der Albrechtsburg, Albrecht den Beherzten, beziehen und mit ihrer unterschiedlich hellen Lichtstimmung sowohl die vier Tageszeiten als auch die Lebensaltersstufen versinnbildlichen. / 4. : Embdener Dom (Große Kirche Emden) - Das vierte Gemälde zeigt die im Mondlicht liegende Große Kirche von Emden, die fälschlicherweise als Emdener Dom bezeichnet ist. Ein langer Trauerzug bewegt sich auf das Gotteshaus zu. Die Ansicht der Kirche gibt den Zustand nach der Erneuerung des Turmes wieder, da der alte Nordturm 1861 abgebrochen worden war. Im Jahre 1500 befand sich Albrecht wieder auf einem Feldzug in Friesland. Bei der Belagerung der Stadt Groningen erkrankte er schwer und begab sich erschöpft nach Emden, wo er am 12. September 1500 verstarb. Seine Gebeine brachte man in die Fürstenkapelle des Meißner Doms, doch das Herz und die Eingeweide wurden im Trauchor der Großen Kirche beigesetzt. In der Ostwand dieses Chores war eine Gedenktafel eingelassen, deren Kopie gegenüber dem Wandbild zu sehen ist.

Wandbild: "Das Gefecht bei Schloss Negau in Ungarn im Jahr 1487"

Das dritte Gemälde thematisiert den Reichskrieg gegen Ungarn, der auf dem Reichstag zu Nürnberg im Jahre 1487 beschlossen worden war. Albrecht erhielt den Oberbefehl über das gesamte Reichsheer. Er sollte sich damit dem ungarischen König Matthias Corvinus entgegenstellen, der nach der Herrschaft über den gesamten Südosten Europas strebte und bereits 1482 einen offenen Krieg gegen den Kaiser begonnen hatte. Nachdem die Ungarn 1485 auch Wien besetzten, bestand Albrechts Aufgabe in der Rückeroberung der verlorenen Gebiete. Dies scheiterte jedoch an der schlechten Ausrüstung seines Heeres, sodass er einen Defensivkrieg führen musste. Einen der wenigen Siege erstritten die kaiserlichen Truppen dank geschickter Taktik gegen den zahlenmäßig überlegenen Gegner beim 1425 erbauten Schloss Negau (heute: Negova) im Nordosten Sloweniens.

Wandbild: "Einzug Konrads des Großen auf die Burg Meißen im Jahr 1125"

Mit diesem Bild ließ der Maler die wettinische Geschichte des heutigen Sachsen beginnen: Konrad der Große (ca. 1098-1157) reitet mit seinem Gefolge zu der im romanischen Stil errichteten Burg, die hier der Wartburg bei Eisenach nachgebildet ist. Der Jubel der Untertanen soll den Einklang von Volk und Dynastie verdeutlichen. Konrad war der erste erblich mit der Mark Meißen belehnte Wettiner und damit der Begründer einer ununterbrochenen Herrschaftsfolge bis 1918. Der Eintritt der Wettiner in die sächsische Geschichte wurde allerdings von Historikern wenige Jahre nach der Ausmalung der Albrechtsburg vordatiert, indem sie die bereits im Jahre 1089 erfolgte Belehnung Heinrichs I. von Eilenburg zum Beginn der wettinischen Herrschaft erklärten.

Wandbild: "Erster Turnierkampf Albrechts in Pirna, 1459"

Die Gemälde an der Westwand der Großen Hofstube, die trotz ihrer Figurenfülle nicht die Empfindungskraft der Prinzenraub-Bilder erreichen, haben die Jugendjahre Albrechts zum Thema. Der spätere Herzog von Sachsen war von kräftiger Gestalt, erfreute sich bester Gesundheit und soll schon früh Interesse an ritterlichen Übungen gehabt haben. Bereits im Alter von 16 Jahren nahm er 1459 zum ersten Mal als Kämpfer an einem Turnier teil. Obwohl er bei diesem Stechrennen in Pirna eine schwere Verletzung davontrug, hielt er an seiner Vorliebe für das Ritterspiel fest. Dies entsprach auch seinen charakteristischen Wesenszügen, die ihm schließlich den Beinamen „der Beherzte“ einbrachten: Mut, Kühnheit, Kraft, Ausdauer und Tapferkeit. Später gehörte er zu den populärsten Kriegshelden seiner Zeit.

Wandbild: "Gründung der Burg Meißen durch König Heinrich I. im Jahr 929"

Das Gemälde stellt den Beginn der meißnisch-sächsischen Geschichte in einer frei erfundenen, symbolisch verdichteten Szene dar. Der erste deutsche König Heinrich I., der das Militärlager „Misni“ (und damit die spätere Reichsburg Meißen) nachweislich 929 gründete, pflanzt auf dem Burgberg eine Fahne als christliches Siegeszeichen auf und überreicht dem ersten Markgrafen Wigbert von Meißen, der gerüstet vor ihm kniet, die Belehnungsurkunde. Indem der Maler die Gründung Meißens mit der erst 965 unter Kaiser Otto I. erfolgten Einrichtung der Markgrafschaft zusammenlegte, schuf er ein populäres Geschichtsbild, das den Anfang sächsischer Staatlichkeit eindrücklich hervorhebt.

Wandbild: "Der Altenburger Prinzenraub, 1455 - Teil 1: Der Raub der Prinzen aus...

Das erste Gemälde zum "Sächsischen Prinzenraub" stellt die Entführung der beiden Prinzen Ernst (im Vordergrund stehend) und Albrecht (im Bett liegend) in der Nacht zum 8. Juli 1455 dar. Der Maler machte sich den Knick in der Wandfläche zunutze und teilte den Moment des Raubes geschickt in zwei Szenen. Während man rechts sieht, wie die Entführer auf Leitern in das der Albrechtsburg nachempfundene Schloss einsteigen, hat der Anführer der Prinzenräuber, Ritter Kunz von Kauffungen, links bereits den 14-jährigen Ernst gepackt, um ihn seiner Kinderfrau zu entreißen. Kunz wollte mit der Aktion den Kurfürsten zwingen, seine Forderungen nach Entschädigung für die im wettinischen Bruderkrieg zwischen Sachsen und Thüringen (1446-1451) zerstörten oder verloren gegangenen Ländereien zu erfüllen.

Wandbild: "Schloss Grimma" (Morgenstimmung)

Landschaftsdarstellungen (von Friedrich Preller dem Jüngeren): Der Sohn des berühmten Landschaftsmalers gleichen Namens gestaltete in den Fensternischen vier romantische Landschafts- und Stadtansichten, die sich auf das Leben des Bauherrn der Albrechtsburg, Albrecht den Beherzten, beziehen und mit ihrer unterschiedlich hellen Lichtstimmung sowohl die vier Tageszeiten als auch die Lebensaltersstufen versinnbildlichen. / 1.: Schloss Grimma - Herzog Albrecht, der Begründer der albertinischen Linie der Wettiner und damit der Stammvater des sächsischen Königshauses wurde am 31. Juli 1443 in Grimma geboren und getauft, weshalb im ersten Bild das Schloss in Grimma mit einer festlichen Prozession romantisch überhöht dargestellt ist. In Erinnerung an seinen Geburtsort führte Herzog Albrecht bei seiner Pilgerreise nach Palästina 1476 den Namen „Junker von Grym“. Grimma, das schon 1170 unter dem Markgrafen Otto dem Reichen angelegt wurde, bot mit seinem Schloss eine häufig genutzte Residenz für die sächsischen Herrscher. Im Jahre 2009 begann dessen Umbau zu einem Justizzentrum. Ähnlich wie Ernst Erwin Oehme beim letzten Prinzenraub-Bild, soll auch Preller seine Ehefrau mit den Kindern im Vordergrund dieses Gemäldes verewigt haben.

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