Die Graphikfolge "Opus XIII. Vom Tode. Zweiter Teil" entstand zwischen 1898 und 1910.
Max Klinger: Opus XIII. Vom Tode. Zweiter Teil
In einem Krankensaal liegen Männer unterschiedlichen Alters in Metallbetten in zwei einander gegenüberstehenden Reihen. Die großen Fenster der linken Wand sind teils geöffnet, die weißen Vorhänge werden vom Wind aufgebauscht. Im Hintergrund steht eine Tür offen, durch die eine Person zu sehen ist, die ein Fenster schließt. Im rechten Bildvordergrund wehrt eine Nonne im Habit zwei anfliegende Raben mit einem Rosenkranz ab. Zwei weitere Raben sitzen auf einem etwas weiter hinten stehenden Bettgestell. Weiter zurückversetzt beten zwei Kniende ein großes Kreuz rechts an der Wand an.
Eine tote Frau mit Blumenkranz im Haar liegt aufgebahrt auf einem Katafalk. Ihre Hände sind gefaltet, ihr Kopf wird von einem Nackenkissen gestützt. Auf ihrer Brust sitzt ein nacktes Kind, das frontal aus dem Bild blickt. Durch einen von vier gedrehten Säulen gestützten Bogen ist ein Hain zu sehen und durch diesen hindurch das Meer. In der Bildmitte, hinter dem Kind, treibt ein junger Baum aus.
Ein männlicher Akt in Profilansicht vor einer kargen Landschaft, der die Arme nach oben streckt. Zwischen den in Schrittposition gestellten Beinen windet sich am Boden eine Schlange. Am Horizont sind kleinere Bäume und am linken Bildrand ist ein schroffes Bergmassiv zu sehen.
Das Künstler-Genie in Schwarz und eine Frauengestalt in hellem, blumenbesticktem Kleid gehen dicht nebeneinander auf einem mit Gras und Blumen bewachsenen Pfad durch eine Allee mächtiger Bäume. Links und rechts von dieser öffnet sich eine mediterrane Küstenlandschaft. Die rechte Hand der Frau ruht locker auf der Schulter des Mannes, ihr Blick ist entrückt nach oben gerichtet. Der Mann hat den Kopf zurückgewendet, in Richtung einer ausgemergelten Gestalt, deren Leib von einem Tuch nur spärlich bedeckt wird. Die Arme und Beine dieser Frau sind mit Ketten und Kugeln gefesselt. Hohläugig und mit geöffneten Armen blickt sie dem Paar nach.
Die "Zeit", eine androgyne Figur in antikisierender Rüstung und mit Schlangen als Haar, schreitet mit geschultertem Hammer über den am Boden liegenden "Ruhm" hinweg, den rechten Fuß auf dessen Hüfte aufgesetzt. Der "Ruhm" wiederum, eine geflügelte, nackte Frauenfigur, versucht die "Zeit" mit verführerischer Geste am Voranschreiten zu hindern. Seine Fanfare liegt neben ihm im Gras. Im Hintergrund ist eine mediterrane Landschaft mit hoch aufragendem Bergmassiv vor einem ruhigen Meer zu sehen.
Ein nackter, kahlköpfiger Gigant thront mit weit ausgebreiteten Armen im Bildzentrum in Wolken über einer antiken Ruinenlandschaft. Seine rechte Hand ruht auf einem aktiven Vulkan, in seiner linken Hand hält er ein Stundenglas. Die untere Bildhälfte zeigt einen nackten Mann in Profilansicht, der mit ausgestreckten Armen nach rechts auf einen Abgrund zuschreitet, in den die Begründer der Weltreligionen – Moses, Christus und Buddha – zu stürzen drohen und in den Zeus bereits herabgefallen ist. Der Titel "Integer vitae/scelerisque purus" ("Untadelig im Leben und frei von Schuld") ist der Anfangsvers einer Ode des Horaz (Oden I, 22).
In das Joch vor einen hölzernen Wagen, der mit einem mächtigen und reich verzierten Säulenkapitell beladen ist, sind zahlreiche Menschen gespannt, die auf der Erde sitzen und Rast machen. Eine Frau geht durch die Reihen und verteilt mit einer Schöpfkelle Speisen aus einem großen Topf. Im rechten Vordergrund steht ein Aufseher mit Peitsche in den Händen, der das Geschehen bewacht.
Eine männliche und eine weibliche Gestalt stehen auf einem Plateau vor einer weiten Landschaft. Der nur mit einem Fell bekleidete Mann hält ein Holzkreuz in seiner linken Hand und schaut aus dem Bild heraus in die Ferne. Die Frau neben ihm im Profil trägt ein mit Blumen verziertes Gewand. Mit ihrer linken Hand hält sie eine schmale Krone auf die Höhe ihrer Augen und präsentiert sie mit verführerischem Blick.
Auf einer zur offenen See hin sanft abfallenden Wiese kniet eine nackte Gestalt, das Gesicht in den Händen verborgen. Ihre Kleidung liegt hinter ihr im Gras. Links ist die Wiese von Laubbäumen bestanden, den rechten Bildrand nimmt der bewachsene Stamm eines Baumes ein. Unterhalb der Einfassungslinie stehen die titelgebenden Worte "AN DIE SCHÖNHEIT".
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