museum-digitaldeutschland
STRG + Y
de
Tuchmacher Museum Bramsche Maschinenbiografien

Maschinenbiografien

Das Tuchmacher Museum führt mit der Produktion hochwertiger Wolldecken die Arbeit in der Tradition der Bramscher Tuchmacher fort. Die frühesten Belege für die Existenz einer Tuchmachergilde in Bramsche stammen aus dem 16. Jahrhundert. 1885 wurde sie in eine freie Innung umgewandelt. Diese besteht auch nach Einstellung der Produktion bis heute fort.

Mit dem Erwerb des Mühlenkomplex an der Hase und den damit verbundenen Rechten an der Wassernutzung konnte die Bramscher Tuchmachergilde ihre Tuchproduktion (Wollstoffe) industriell ausbauen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann sie nach und nach Textilmaschinen anzuschaffen, die von den Mitgliedern gemeinsam genutzt wurden. Mit dem Niedergang der Textilindustrie stellten die verbliebenen Meister der Tuchmacherinnung 1972 die Textilproduktion ein. Die meisten Maschinen wurden verkauft, die Gebäude verfielen.

Mit dem Aufbau des Tuchmacher Museums seit Mitte der 1980er Jahre musste für die museale Produktion von Wolldecken ein Großteil der Textilmaschinen wieder beschafft werden. Die überlieferten Protokollbücher der Tuchmacherinnung sowie das „Nebenstatut der Tuchmacher-Innung zu Bramsche. Betreffend Innungsordnung über Maschinen, Werkzeuge und Apparate zur gemeinsamen Benutzung für die Innungsmeister“ (Osnabrück: Meinders & Elstermann, 1886) und Heinrich Kapperts „Geschichte der Bramscher Tuchmachergilde“ (1920/21) waren wichtige Quellen für die Rekonstruktion der Produktion mit Maschinen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Mit Unterstützung von Mitgliedern der Bramscher Tuchmacherinnung wurde in den 1990er Jahren der Maschinenbestand zur musealen Wolldeckenproduktion nach und nach aus ganz Deutschland, meist aus aufgegebenen Textilfabriken, wiederbeschafft. Diese Maschinen zu beschreiben und ihren biografischen Werdegang zu rekonstruieren und online zur Verfügung zu stellen, ist das Anliegen des Projekts Maschinenbiografien, das mit der Unterstützung des Landschaftsverbandes Osnabrücker Landes e. V. realisiert werden konnte.

Im Mittelpunkt des Projekts stehen die Maschinen des Ausstellungsbereichs „Tuchherstellung 1890–1920“ und hier die Arbeitsschritte von der Rohwolle zum gesponnenen Garn (Wolfen, Krempeln, Spinnen, Webvorbereitung, Weben). Dabei handelt es sich um folgende Maschinen: Wolf, Lumpenreißer, Krempelsatz (Reißkrempel, Pelzkrempel, Spinnkrempel), Musterkrempel, Selfaktor, Zwirnmaschine, Spulmaschinen (Schussspulmaschine, Schlauchkopsspulmaschine, Kreuzspulmaschine), Kettschäranlage (Schärmaschine, Gelesewagen, Spulengatter), Schaftwebstuhl, Kartenschlagmaschine, Jacquard-Webstuhl und Kurbelstickmaschine.

Ein Großteil der Maschinen stammt aus der Tuchfabrik Polster aus Tittmoning (Bayern), ein Familienunternehmen, das vermutlich im 17. Jahrhundert gegründet und 1973 geschlossen wurde. Im Jahr 1987 konnte das Tuchmacher Museum den Maschinenbestand in Tittmoning besichtigen. Da von der Tuchmacherinnung in Bramsche vergleichbare Produkte auf ähnlichen Maschinen hergestellt wurden, wurden einige Maschinen in den Museumsbestand übernommen. Der Transport nach Bramsche erfolgte 1988.

Einzelne Maschinen wurden von der Spinnerei Willführ in Tangermünde (Sachsen-Anhalt), der Handweberei Hapke in Forst, Lausitz (Brandenburg), VEB Volltuchwerke Crimmitschau (Sachsen), VEB / Vogtländische Streichgarnspinnerei Reichenbach, Werk IV in Cunersdorf (Sachsen) sowie aus Bramscher Betrieben übernommen. Die Mehrzahl der Maschinen war von den Vorbesitzern als Neuware angeschafft worden. Bei einigen gebraucht gekauften Maschinen fehlte die Auskunft über den Vorbesitzer.

Die Baujahre des Maschinenbestandes der Firma Willführ in Tangermünde, mit denen bis 1988 produziert wurde, lassen sich etwa auf einen Zeitraum von den 1800er bis 1860er Jahren schätzen. In größeren Betrieben wurden Maschinen diese Alters bereits ab den 1880er Jahren durch vollmechanische Maschinen ersetzt, in kleinen Privatbetrieben jedoch wurden häufig ältere Maschinen auch gebraucht gekauft und lange Zeit genutzt, da die Anschaffungs- und Instandhaltungskosten deutlich geringer waren.

[ 30 Objekte ]

Auftragsbestätigung der Fa. OHG W. Dachsel & Th. Mühlmann vom 16. August 1937

Auftragsbestätigung "W. Dachsel & Th. Mühlmann vorm. August Fröbel. Spezialfabrik für Jacquardmaschinen aller Systeme, deren Ausrüstung und Zubehörteile" an die "Firma Johann Polster, Tittmoning/Oberbay." über "1 Stück 408er Jacquardmaschine [...]".

Rechnung der Fa. OHG W. Dachsel & Th. Mühlmann vom 23. Februar 1937

Rechnung "W. Dachsel & Th. Mühlmann vorm. August Fröbel. Spezialfabrik für Jacquardmaschinen aller Systeme, deren Ausrüstung und Zubehörteile" an die "Firma Johann Polster, Tuch- u. Deckenfabrik Tittmoning (Oberbay.)" über "1 Stück 1760er Jacquardmaschine Modell J. N. in Eisenkonstruktion [...]", "2 Stück doppelkartige Kartengänge an diese Maschine angepaßt [...]", "1 Stück Harnisch mit 1540 Faden, aus extra prima Leinen [...]", "1 Stück Chorbrett genau passend zu dem 17/4 breiten Webstuhl [...]", "1 Stück Schlagplatte zum einwandfreien Schlagen von 880er franz. Feinstickkarten [...]".

Auftragsbestätigung und Angebot der Fa. OHG W. Dachsel & Th. Mühlmann vom 8....

Auftragsbestätigung "W. Dachsel & Th. Mühlmann vorm. August Fröbel. Spezialfabrik für Jacquardmaschinen aller Systeme, deren Ausrüstung und Zubehörteile" an die "Firma Johann Polster, Tuch- und Deckenfabrik Tittmoning (Oberbay.)" über "1 Stück 1760er Jacquardmaschine Modell J. N.", "2 Stück doppelkartige Kartengänge an diese Maschine angepaßt [...]", "1 Stück Harnisch aus extra prima Leinen, 20er 3 x 3 fach, cremiert [...]", "1 Stück Chorbrett genau passend zu dem 17/4 breiten Webstuhl [...]" Angebot über "1 Stück 880er Klaviatur-Kartenschlagmaschine [...] zum Schlagen von 880er 16-reihigen Jacquardkarten, franz. Feinstich [...]", "1 Stück Klaviatur-Kartenschlagmaschine zum Schlagen von 1320er und 880er Karten [...]".

Rechnung der Sächsischen Webstuhlfabrik (Louis Schönherr) vom 20. April 1937

Rechnung der "Sächsische Webstuhlfabrik (Louis Schönherr) Chemnitz" an die Firma Johann Polster [Adresse überklebt] über "1 (einen) 17/4 sächs. 4 st.-schäft. Jacquard-Webstuhl Modell CFS, Nr. 184306", "50 komplette Schaftkarten", "1 Reserve-Garnbaum" und dem Zusatz "Mit Beipack der Firma Dachsel & Mühlmann: Jacquard-Maschine, Harnisch usw."

Auftragsbestätigung der Sächsischen Webstuhlfabrik (Louis Schönherr) vom...

Auftragsbestätigung "368398" der "Sächsische Webstuhlfabrik (Louis Schönherr) Chemnitz" an die "Firma Johann Polster Tittmoning (Obb.)" über "1 Jacquard-Webstuhl Modell CFS, 17/4 sächs.Ellen = 241 cm zum Arbeiten breit."

Werbeblatt: August Fröbel Klaviatur-Kartenschlagmaschine

Beidseitig bedrucktes, farbiges Werbeblatt "August Fröbel Jacquardmaschinenfabrik Chemnitz. Gegründet 1867" mit Informationen zu einer "Klaviatur-Kartenschlagmaschine", gestempelt mit Firmennamen "W. Dachsel & TH. Mühlmann vorm. August Fröbel".

[Stand der Information: ]