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Stadtmuseum Brandenburg an der Havel Leihgabe BLDAM

Leihgabe BLDAM

Die Objekte in dieser Gruppe kamen bei der archäologischen Sicherung der Verfüllung des Kellergewölbes eines historischen Gebäudes aus dem Jahre 1452, dem sogenannten "Gotischen Haus" in der Ritterstraße in Brandenburg an der Havel zutage. Sie gehören zum Bestand des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum. Derzeit werden ausgewählte Funde als Dauerleihgabe des Stadtmuseums Brandenburg an der Havel im Gotischen Haus ausstellt.

[ 25 Objekte ]

Flaches Arzneifläschchen

Kleine, flache Vierkantflasche aus dünnwandigem, nahezu farblosem Glas, Boden ohne Abriss. ausgestellte Mündung. Die Schmalseiten sind zur besseren Handhabe länglich eingedrückt. Das Gefäß ist stark verschmutzt, korrodiert und irisiert. Es kam im Gotischen Haus in der Ritterstraße in Brandenburg an der Havel bei der archäologischen Sicherung des verfüllten Kellers zutage. Es gehörte zu dem Inventar einer Apotheke, das im 18. Jahrhundert in dem historischen Gebäude gelagert haben dürfte. Bei dem Glas handelt es sich um ein Arzneifläschchen, dessen Form ganz selten ist und nicht den gewöhnlichen Apothekergläsern der Zeit entspricht. Sein Herstellungsverfahren verweist aber bereits auf eine serielle Produktion, vermutlich regional. [Verena Wasmuth]

Kleines Arzneifläschchen mit aufgelegtem Glasfaden

Bauchige Rundflasche aus hellgrünem Glas mit Luftblaseneinschlüssen, angedrückte, flache Fußscheibe, schlanker, zylindrischer Hals mit aufgelegtem Glasfaden, seitlich deformiert, die Mündung ausgestellt, stark verschmutzt, Korrosionsspuren. Dieser Formtyp fand in Apotheken Verwendung und wird auch als "Nönnchen" bezeichnet, der aufgelegte Faden hingegen ist ohne Beispiel (Franze, Blätterlein, 2007, S. 32f.). Nach Gerrit und Karin Friese dürfte es sich um ein brandenburgisches Erzeugnis aus dem 18. Jahrhundert handeln. Damals stellten die Glashütten Chorin, Zechlin, Globsow, Marienwalde und Bernsee nachweislich Apothekenflaschen in größerem Umfang her (Friese, Glashütten in Brandenburg, 1992, S. 20, 42, 46, 63, 67). Ob die Fadenauflage ehemals eine Funktion erfüllte oder ob es sich um ein Fehlprodukt handelt lässt sich nicht eindeutig bestimmen. Das Fläschchen wurde 2013/2014 bei Ausgrabungen im Kellergewölbe des Gotischen Hauses in der Ritterstraße gefunden. [Verena Wasmuth]

Schlankes Arzneifläschchen

Kleine, konische Flasche aus Glas, leicht hochgestochener Boden mit Abriss, ausgestellter Mündungsrand, verschmutzt, korrodiert und irisiert. Unter der Irisierung erscheint die Glasmasse sehr hell, vermutlich farblos. Formgleiche Fläschchen wurden bereits im 16. und 17. Jahrhundert zur Aufbewahrung von Arzneimitteln produziert (Schaich, Reine Formsache, 2007, Kat. 247f., S. 187). Mit Blick auf den Fundort dürfte es sich um ein brandenburgisches Produkt aus Globsow oder Marienwalde handeln, Manufakturen die vor 1785 farblose Arzneigläser herstellten (Friese, Glashütten in Brandenburg, 1992, S. 46, 62). [Verena Wasmuth]

Kleine Apothekerflasche

Schlanke Rundflasche aus hellgrünem Glas mit unregelmäßig geformter, leicht konischer Wandung, hochgestochener Boden mit Abrissnarbe unter dem weit ausgestellten Mündungsrand eingezogen, korrdiert und irisiert. Vergleichbare kleine Flaschen wurden im 17. und 18. Jahrhundert vielen Manufakturen produziert (vgl. Schaich, Reine Formsache, 2007, Kat. 248–251, S. 187f.; Dexel, Gebrauchsglas, 1995, Kat. 251, S. 220). In der Mark Brandenburg stellten die Glashütten Chorin, Zechlin, Globsow, Marienwalde und Bernsee nachweislich Arzneiflaschen in größerem Umfang her (Friese, Glashütten in Brandenburg, 1992, S. 20, 42, 46, 63, 67). Das Fläschchen wurde 2013/2014 bei archäologischen Ausgrabungen im Kellerbereich des Gotischen Hauses in Brandenburg an der Havel gefunden. Es gehört zu einem Fundkomplex, der mit dem Inventar einer benachbarten Apotheke aus dem 18. Jahrhundert in Verbindung gebracht werden kann. [Verena Wasmuth]

Fragment eines Mörsers aus Waldglas

Bodenfragment eines Mörsers mit zylindrischer Wandung aus dickwandigem, dunkelgrünem Glas auf kräftigem Standring, Abrissnarbe am Boden, Innenboden weist Reibspuren von längerem Gebrauch auf. Es handelt sich um einen Bodenfund aus dem Keller des Gotischen Hauses in Brandenburg an der Havel und lässt sich mit dem dort als Komplex zutage gekommenen Inventar einer Apotheke aus dem 18. Jahrhundert in Verbindung bringen. Mörser gehörten zu den wichtigsten Instrumenten der Arzneiherstellung. Die kräftige Wandung garantierte Stabilität, das Material Geruchsneutralität, chemische Reaktionsresistenz und einfache Reinigung. Vermutlich wurde er von einer regionalen Glashütte produziert. Einen intakter Glasmörser mit vermutlich ebenfalls brandenburgischer Provenienz verwahrt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (Inv. Nr. XIII 845). Bereits für das 17. Jahrhundert sind ähnliche Mörser dokumentiert, die Form scheint sich demnach länger bewährt zu haben (vgl. Schaich, Reine Formsache, 2007, Kat. 222; Baumgärtner, Glaskunst, 1987, Kat. 16, S. 28; Rückert, Die Glassammlung des Bayerischen Nationalmuseums, 1982, Bd. 1, S. 145, Kat. 355, Taf. 100). [Verena Wasmuth]

Große Schale aus Waldglas

Geklebte Scherben einer großen Schale aus dickwandigem, grünem Glas, ausgestellter Hohlfuß mit Abriss, Mündungsrand breit nach außen umgeschlagen, die Wandung ist mit zwei aufgelegten, gerieften Glasfäden dekoriert. Das Fragment ist Teil eines Fundkomplexes, der 2013/2014 bei archäologischen Ausgrabungen im Keller des Gotischen Hauses zutage kam und zum Inventar einer Apotheke aus dem 18. Jahrhundert gehört. Das Gefäß mag zum Anmischen oder zur Aufbewahrung von Arzneimitteln gedient haben und war überaus funktional konzipiert: Die aufgelegten Glasfäden dienten nicht nur als Zierde, sondern optimierten die Handhabung; überdies erleichterte die Gestaltung des doppelt verstärkten Randes ein Umfüllen des Inhalts. Ein Vergleichsstück ist nicht bekannt. Derart großformatige Objekte aus Waldglas sind überaus rar. [Verena Wasmuth]

Retortenfragmente aus Glas

Restaurierte Scherben von großen Destillationsgefäßen aus farblosem (graustichigem) und grünem Glas, kugelförmiger Körper mit langem, am Ansatz nach unten gebogenem, sich verjüngendem Hals, stark korrodiert und irisiert. Diese Art Gefäße dienten zum Destillieren von Flüssigkeiten und werden allgemein als "Retorten" bezeichnet. Bereits im Mittelalter fanden sie Verwendung in der Alchemie und im Apothekerwesen. Der kugelförmige Kolben diente dabei als Destillationsblase für die Aufnahme des zu destillierenden Substanzgemisches. Montiert über einer Brennstelle verdampfte darin die Substanz, die dann in dem gebogenen Hals kondensierte und als Flüssigkeit abtropfen konnte. Wegen der günstigen, reaktionsarmen Materialeigenschaften stellte man Retorten gerne aus Glas her. Diese Fragmente stammen aus dem Inventar einer Apotheke des 18. Jahrhunderts, das bei archäologischen Ausgrabungen im Gotischen Haus in Brandenburg an der Havel zutage kam. Vermutlich wurden sie von einer Hütte aus der Region produziert. [Verena Wasmuth]

Retortenhälse aus Waldglas

Schlanke, konische Tüllenfragmente von Destillationskolben aus dickwandigem, grünem Glas, Mündungsrand plan abgetrennt, korrodiert und irisiert. Die Scherben gehören zu einer größeren Zahl von Retorten bzw. Destillationsgefäßen mit schrägem Röhrenablauf, die im Kellergewölbe des Gotischen Hauses bei archäologischen Ausgrabungen zutage kamen. Sie waren im 18. Jahrhundert Bestandteil eines Apothekeninventars, das dort als Verfüllung im Boden gefunden wurde. Sehr wahrscheinlich stammen sie aus einer regionalen Glashütte. Ihre Menge belegt die zentrale Bedeutung des Destillationsverfahrens im neuzeitlichen Apothekerwesen. [Verena Wasmuth]

Trichter aus Waldglas

Gruppe konischer Trichter aus dickwandigem, grünem Glas, die Ränder plan abgeschnitten, nicht verwärmt, korrodiert und irisiert. Diese einfachen Trichter kamen im Kellergewölbe des Gotischen Hauses bei archäologischen Ausgrabungen zutage. Sie waren im 18. Jahrhundert Bestandteil eines Apothekeninventars, das dort als Verfüllung im Boden gefunden wurde. Sehr wahrscheinlich stammen sie aus einer regionalen Glashütte. Ihre große Stückzahl belegt ihren vielfachen Einsatz im neuzeitlichen Apothekerwesen. Unter anderem dürften sie ineinandergesteckt Röhren oder Tüllen in variabler Länge zur Kurzwegdestillation gebildet haben. [Verena Wasmuth]

Alembikfragmente aus Waldglas

Scherben von Destillierhelmen aus grünem Glas, überwiegend Hälse mit Ansatz sowie Fragmente der Wandung, korrodiert und irisiert. Mit den sogenannten Alembiks fing man im Destillationsverfahren nach oben steigenden Dampf auf, der dann durch die nach unten zeigende Tülle abkühlte und in flüssiger Form in ein bereitgestelltes Gefäß geführt wurde. Dieses Destillat diente als Grundlage für diverse Arzneimittel. So stammen die Fragmente aus einem Fundkomplex, der einer Apotheke des 18. Jahrhunderts zugeordnet wird. Sie kamen bei archäologischen Ausgrabungen im Gotischen Haus zutage. In dieser großen Stückzahl wurden sie wahrscheinlich von einer regionalen Glashütte bezogen. [Verena Wasmuth]

Halsfragment einer preußischen Bouteille

Halsfragment einer Flasche mit Marke aus grünem Glas, gestempelt "[Stern] / KvB / 1759" in einem Kreis aus einer Linie, verwärmter Mündungsrand mit umgelegtem Glasfaden der zur Verstärkung und zur Befestigung des Korkens diente, irisiert und korrodiert. Das Objekt kam 2013/2014 bei archäologischen Ausgrabungen im Keller des Gotischen Hauses zutage. Es gehörte zum Inventar einer Apotheke des 18. Jahrhunderts, dass dort nahezu geschlossen aber fragmentiert überliefert ist. Das Glassiegel ist nicht publiziert. Bei der Stempelung könnte es sich um die Initialen eines Mitgliedes der Familie von Bülow gehandelt haben, entweder als Besteller- oder als Herstellermarke. Die von Bülows sollen im 18. Jahrhundert fünf Glashütten in Mecklenburg besessen haben. Ebenso denkbar ist, dass sie in Zusammenhang mit Kaspar Wilhelm von Borcke (1704–1747) steht, der Eigentümer der Gersdorfer Glashütte war, die zum neumärkischen Kreis Dramburg gehörte (ab 1816 Provinz Pommern; vgl. Friese, Glashütten in Brandenburg, 1992, S. 53). [Verena Wasmuth]

Scherbe mit Glasmarke Kurfürst Friedrichs III.

Fragment einer Glasflasche mit großem, aufgesetztem Siegel aus hellgrünem Glas, gestempelt mit dem bekrönten Monogramm "CF3", über zwei gekreuzten Palmzweigen in einem Kreis aus Punkten, stark korridiert und irisiert. Die Stempelung bezieht sich auf "C(K)urfürst Friedrich III. von Brandenburg" und fungiert als terminus ante quem, da sich dieser im Jahr 1701 selbst zum ersten König in Preußen krönte und danach als Friedrich I. herrschte. Als Hersteller der Flasche kommen eine Reihe von kurfürstlichen Glashütte infrage, die vor 1701 in Betrieb waren: neben der nicht allzu weit von Brandenburg an der Havel gelegenen Manufaktur in Potsdam, die Hütten in Grimnitz, Marienwalde, Pinnow und Zerpenschleuse (vgl. Friese, Glashütten in Brandenburg, 1992). Die Marke ist dokumentiert (vgl. Humbsch, Das Glasmarken-ABC, 2006, Nr. 4_07, S. 68; Marke im Stadtmuseum Eberswalde, Inv. Nr. V 6856 G). Verschiedentlich geht die Literatur davon aus, dass sie Flaschen für die Hofkellerei bezeichnet. Die Marke wurde 2013/2014 bei Ausgrabungen im Kellergewölbe des Gotischen Hauses in der Ritterstraße gefunden. [Verena Wasmuth]

Fragment einer Bouteille mit Glasmarke aus Basdorf

Scherbe aus dem Halsansatz einer Flasche mit Marke aus grünem Glas, gestempelt "BAS / DORFF / 1760", korrodiert und irisiert. Das Siegel kennzeichnete eine preußische Quartbouteille aus der Glashütte Basdorf, westlich von Rheinsberg. Sie ist publiziert, allerdings müsste unter der Jahreszahl noch der Buchstaben "S" für den verantwortlichen Glasmacher stehen. Dieser ist jedoch nicht mitgestempelt, ebenso fehlt der dokumentierte Schmuckring aus gereihten Dreiecken (Friese, Glashütten in Brandenburg, 1992, Serie 16, S. 45). Das Fragment stammt aus dem Keller des Gotischen Hauses in Brandenburg an der Havel. Dort kam ein umfangreiches Inventar einer Apotheke aus dem 18. Jahrhundert zutage. Vermutlich wurde die Basdorfer Flasche, die ehemals sicherlich Bier enthielt, zur Aufbewahrung einer Arzneizutat verwendet. Nicht auszuschließen ist, dass sie – wie auch weitere gesiegelte Bierflaschen im Fundkomplex – aus dem Privathaushalt des Apothekers stammt. [Verena Wasmuth]

Scherbe mit Glasmarke aus Annenwalde

Große Scherbe einer Flaschenschulter mit Marke aus grünem Glas, gestempelt "BD / ANNEN / WALDE / 17 .", Innenkreis aus Linie, korrodiert und irisiert. Diese Glasmarke, die einst auf einer Flasche aus der Glashütte Annenwalde die Füllmenge von 1 Quart garantierte, wurde von einem Glasmacher mit den Initialen BD hergestellt. Das nur zur Hälfte leserliche Herstellungsdatum lässt sich anhand des charakteristischen Punktes nach der "17" anhand eines dokumentierten Beispieles mit "66" komplettieren (vgl. Friese, Glashütten in Brandenburg, 1992, Serie 22, S. 29). Ein intaktes Pendant verwahrt das Dominikanerkloster Prenzlau (Inv. Nr. V/4498/B/2). Das Fragment kam bei der archäologischen Untersuchung der Verfüllung des Kellers im Gotischen Haus zutage und gehört zu dem Inventar einer Apotheke aus dem 18. Jahrhundert. Dort kam sie sicherlich als Vorratsgefäß zum Einsatz. [Verena Wasmuth]

Frühe Glasmarke aus der Grimnitzer Hütte

Siegel aus lichtgrünem Glas, gestempelt mit der Darstellung eines stehenden Bären, der sich nach Rechts wendet und etwas nicht Erkennbares in seinen ausgestreckten Pranken hält, Umschrift unleserlich, stark korrodiert und irisiert. Eine Serie eng verwandter, früher Marken aus der Grimnitzer Glashütte ist publiziert und datiert in die Zeit um 1729 (Friese, Glashütten in Brandenburg, 1992, Serie 1, S. 16). Die vollständige Umschrift lautet: "KON: PR: GLASHÜTTE AM: GRIMNITZ:" Die helle Farbe der Glasmasse bekräftigt eine für das Siegeln von genormten Glasflaschen frühe Datierung. Die Marke wurde 2013/2014 bei Ausgrabungen im Kellergewölbe des Gotischen Hauses in der Ritterstraße gefunden. [Verena Wasmuth]

Zylindrisches Apothekerfläschchen

Kleine, zylindrische Rundflasche mit eingezogener Schulter und langem Hals aus farblosem Glas, Mündung ausgebrochen, kräftiger Massivboden ohne Abriss, innen hellgraues Pulver, irisiert und korrodiert. Das Fläschchen wurde 2013/2014 bei archäologischen Ausgrabungen im Kellerbereich des Gotischen Hauses in Brandenburg an der Havel gefunden. Es gehört zu einem Fundkomplex, der mit dem Inventar einer benachbarten Apotheke aus dem 18. Jahrhundert in Verbindung gebracht wird. Die Fundumstände belegen, dass Arzneigefäße aus Glas bereits in dieser Epoche mittels Formblasen in genormten Größen produziert wurden. Eine Materialanalyse des pulverigen Inhalts steht noch aus. Er dürfte vergleichsweise kostspielig gewesen sein, andernfalls hätte man vermutlich ein einfaches Gefäß aus Waldglas, sicherlich aber ein größeres Behältnis gewählt. [Verena Wasmuth]

Siegel der Glashütte Johannisberg

Scherbe mit Marke aus lichtgrünem Glas, nahezu unleserlich gestempelt mit "IOHANNISBERG / [Darstellung dreier Bäume] / IN / POMMERN / Z", Kreis aus Punkten, korrodiert und irisiert. Dieses Siegel markierte Flaschen aus der Glashütte Johannisberg (auch Johannesberg) bei Wilhelmsburg in Vorpommern. Diese Glashütte war 1722 in vertraglicher Vereinbarung mit der preußischen Verwaltung von Johann Jürgen Gundelach (1672–1736) gegründet worden. Die Hütte muss auch nach seinem Tod weitergeführt worden sein, denn die gleiche Stempelung ist mit dem Zusatz der Jahreszahl 1739 ebenfalls dokumentiert, ein terminus ante quem für unsere Marke (Humbsch, Das Glasmarken-ABC, 2006, Nr. J-04, S. 30). Bis 1740 soll der Sohn des Berliner Glasschneiders Johann Moritz Trümper die Johannisberger Hütte betrieben haben (Kurt Haase: Das vorpommersche Amt Königsholland 1730–1818. In: Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde (Hrsg): Baltische Studien. Neue Folge Bd. 66, Marburg 1980, S. 43). Die Marke gehört zu dem Fundkomplex einer frühneuzeitlichen Apotheke aus dem Gotischen Haus in Brandenburg an der Havel. [Verena Wasmuth]

Rundkolben aus Glas

Ovalrunde Flasche mit langem, schlankem Hals aus nahezu farblosem, leicht graustichigem Glas, der runde Boden durch das Einblasen in eine Form mit stark verdickter Wandung, Mündung abgebrochen, korrodiert und irisiert. Dieses Fläschchen kann lediglich liegend oder in einem ehemals zugehörigen Stand aufbewahrt werden, denn es hat keinen planen Boden. Es gehört zu einem Fundkomplex aus dem sogenannten Gotischen Haus in der Brandenburger Ritterstraße, der mit einer frühneuzeitlichen Apothekereinrichtung in Verbindung gebracht wird. Ob das Glas bei der medizinischen bzw. alchemistischen Laborarbeit oder zur Aufbewahrung von Essenzen zum Einsatz kam, bleibt Spekulation, ebenso seine Herkunft. Gut denkbar ist, dass es sich dabei um ein importiertes Spezialgefäß handelt. [Verena Wasmuth]

Bodenfragment einer Vierkantflasche

Bodenscherbe einer vierkantigen Flasche aus grünem Glas, eine Seite zeigt Spuren ehemals vorhandener, polychromer Emailbemalung, wohl den unteren Abschluss eines großen Kranzes, stark verschmutzt, korrodiert und irisiert. Zum einen bringen die Fundumstände dieses Fragment mit der Einrichtung einer frühneuzeitlichen Apotheke in Verbindung, die als Verfüllung des Kellers im Gotischen Haus bei archäologischen Untersuchungen 2013/2014 zutage kam. Zum anderen verweist schon die Form und die Bemalung dieser Vierkantflasche auf ihre Nutzung als Arzneigefäß. Derartige Gläser waren integraler Bestandteil einer Apothekeneinrichtung im 18. Jahrhundert und sind vielfach überliefert. Auf ihrer Schauseite war in der Regel eine Aufschrift mit der Inhaltsbezeichnung in Email aufgebracht in einem umkränzten Ovalmedallion, das in seiner einheitlichen Gestaltung gleichsam als Signet der Apotheke fungierte. Ähnliche Flaschen sind aus der Globsower Glashütte belegt. [Verena Wasmuth]

Kleine Rundflasche aus einer Apotheke

Zylindrische Rundflasche aus grünem Glas, hochgestochener Boden mit Abrissnarbe, eingezogener Hals, Mündungsrand ausgestellt und teil abgebrochen, Wandung unregelmäßig, insgesamt schief und einseitig im oberen Bereich eingedrückt, korrodiert und irisiert. Diese scheinbar ohne größere Sorgfalt produzierte Flasche kam bei der archäologischen Untersuchung der Verfüllung des Kellers im Gotischen Haus zutage und gehört zu dem Inventar einer Apotheke aus dem 18. Jahrhundert. Eine regionale Waldglashütte ist als Hersteller gut denkbar. Dass damals auch etwas wackelige bzw. unebene Flaschen zur Aufbewahrung von Arzneimitteln bzw. medizinischen Zutaten genutzt wurden ist ein Beleg für den guten Nutzen, den Glasgefäße aufgrund ihrer geruchsneutralen und reaktionsarmen Materialeigenschaften im Apothekerwesen hatten. Vergleichsstücke aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind dokumentiert (vgl. Schaich, Reine Formsache, 2007, Kat. 251, S. 188). [Verena Wasmuth]

Kleine Arzneiflasche aus farblosem Glas

Zylindrisches Rundfläschchen mit eingezogener Schulter und länglichem Hals aus farblosem Glas, Mündungsrand ausgestellt, kräftiger Massivboden ohne Abriss, irisiert und korrodiert. Es wurde 2013/2014 bei archäologischen Ausgrabungen im Kellerbereich des Gotischen Hauses in Brandenburg an der Havel gefunden. Das Fläschchen gehört zu einem Fundkomplex, der mit dem Inventar einer benachbarten Apotheke aus dem 18. Jahrhundert in Verbindung gebracht wird. In seiner ganzen Anmutung wirkt es modern. Die Fundumstände belegen, dass Arzneigefäße aus Glas bereits in dieser Epoche mittels Formblasen in genormten Größen produziert wurden. Der Fundort lässt einen brandenburgischen Hersteller vermuten. Infrage kommen die Glashütte in Globsow oder Marienwalde, die vor 1785 farblose Arzneigläser herstellten (Friese, Glashütten in Brandenburg, 1992, S. 46, 62). [Verena Wasmuth]

Fragment einer Gluckerflasche

Bodenfragment einer vierkantigen Flasche, Boden nahezu plan mit Abriss, jede Seite über die Kanten tief eingedrückt, so dass sich die gegenüberliegenden Wandungen auf mittlerer Höhe des Flaschenkörpers berühren und lediglich zwei kleine Durchflüsse freilassen, ebenso jeweils einen an jeder Kante. Das zerscherbte Fragment wurde geklebt, eine Kante sowie der gesamte obere Teil herausgebrochen, korrodiert und irisiert. Es handelt sich hierbei um eine Gluckerflasche, die ihren Namen dem gluckernden Geräusch, verdankt, das sie beim Gießen von sich gibt. Gluckerflaschen sind bereits aus römischer Zeit überliefert und wurden im 18. Jahrhundert in nahezu allen deutschen Glasregionen produziert, auch in der Mark Brandenburg (vgl. Friese, Glashütten in Brandenburg, 1992, Taf. 13). Dieses Objekt stammt aus einem Fundkomplex, der eine nahezu intakte Apotheke des 18. Jahrhunderts umfasst. Eine schlüssige Begründung für den Einsatz einer Gluckerflasche im Apothekerwesen lässt sich nicht zweifelsfrei formulieren, er scheint eher kurios. [Verena Wasmuth]

Fragment einer Gluckerflasche aus Waldglas

Bodenfragment einer vierkantigen Flasche aus grünem Glas, der Boden ganz leicht hochgestochen mit Abriss, jede Seite über die Kanten tief eingedrückt, so dass sich die gegenüberliegenden Wandungen auf mittlerer Höhe des Flaschenkörpers berühren und lediglich zwei kleine Durchflüsse freilassen, ebenso jeweils einen an jeder Kante. Der gesamte obere Teil ist herausgebrochen und fehlt, stark verschmutzt, korrodiert und irisiert. Traditionell fand dieser Formtyp Verwendung als Schankflasche (vgl. Lachmann, Die gute Form, 2016, Kat. 79, S. 53, 91). Wegen des gluckernden Geräusches, dass beim Gießen durch die raffiniert gekniffenen Durchflüsse entsteht, wird er als Gluckerflasche bezeichnet. Im 18. Jahrhundert stellte man ihn in nahezu allen deutschen Glasregionen her. Dieses Objekt stammt aus dem Keller des Gotischen Hauses in der Ritterstraße und wird mit der Einrichtung einer Apotheke aus dem 18. Jahrhundert in Verbindung gebracht. Dass auch in Apotheken Gluckerflaschen zum Einsatz kamen, war bislang nicht bekannt. Da zudem ein Pendant zum Fundkomplex gehört, ist eine Verwendung im Haushalt des Apothekers nicht sehr wahrscheinlich, jedoch nicht auszuschließen. Besonders gut lässt sich anhand der Bruchkanten die komplexe Gestalt des Glaskörpers nachvollziehen. [Verena Wasmuth]

Fragmente von Flaschen und Auffanggefäßen aus Glas

Zerscherbte Mündungen und Halsfragmente diverser Flaschen aus grünem, dickwandigem Glas, korrodiert und irisiert. Die Fragmente kamen in der Verfüllung eines Kellers des Gotischen Hauses bei archäologischen Ausgrabungen zutage. Sie waren im 18. Jahrhundert Bestandteil eines Apothekeninventars. Ein Großteil der Scherben dürfte zu Flaschen mit recht großem Halsdurchmesser gehört haben, ganz typisch für Vorratsgefäße der Zeit (vgl. Lachmann, Die Gute Form, 2016, Kat. 11-16; Friese, Glashütten in Brandenburg, 1992, Taf. 13). Gut möglich, dass die Apotheker sie von einer regionalen Glashütte bezogen. Derartige Hohlgläser zur Aufbewahrung von Flüssigkeiten oder Pulvern wurden über einen sehr langen Zeitraum fortlaufend verwendet. [Verena Wasmuth]

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