museum-digitaldeutschland
STRG + Y
de

Franz Fallenter (1555-1612)

Deutsche Biographie:
Fallenter, Franz, (um 1555 - 1612), Glasmaler.
Nach der Lehrzeit in Aarau und Freiburg/Breisgau ließ F. sich endgültig in seiner Vaterstadt nieder (Bürgerrecht 1598). Er erhielt zahlreiche Aufträge von Privaten, dem Rat der Stadt, Kirchen und Klöstern, lernte Schüler an und arbeitete mit Gesellen. F.s bedeutendstes Werk ist der Glasgemäldezyklus ehemals im Kreuzgang des Zisterzienserinnenklosters Rathausen bei Luzern. Von den 67 Scheiben, welche 1591-1623 für den Kreuzgang gefertigt wurden, dürfte F. bis zu seinem Tode mehr als die Hälfte gearbeitet haben, wobei 33 Stück seine Signatur FF aufweisen. Bei der Säkularisation des Klosters 1848 gelangten die Glasgemälde in die Hände verschiedener Besitzer. F. war kein ausgesprochen schöpferischer Meister, er griff gerne auf Vorlagen guter Reißer zurück. Fünf Scheibenrisse von Daniel Lindtmayer und Christoph Murer dienten F. als Vorlagen für Rathausener Scheiben. – F. ist ein charakteristischer Vertreter der letzten Blütezeit der schweizerischen Kabinettscheibenkunst. Er verfügte über sämtliche Mittel der Schmelzfarbentechnik und zeichnete seine Arbeiten durch eine ausgesprochen malerische Tendenz aus. Leuchtender Farbenreichtum steht einer kompositioneilen Gleichförmigkeit, verbunden mit einem starken Hang zum Detaillieren, gegenüber.

SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz:
Franz Fallenter wurde um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Luzern geboren. 1574 kam er auf seiner Wanderschaft nach Freiburg im Breisgau, wo er als Geselle in der Werkstatt von Melchior Gross arbeitete und auch eine Gefängnisstrafe verbüsste. 1575 wurde er in Luzern als Mitglied der Lukas-Bruderschaft aufgeführt. 1577 war er als Maler in Aarau als «Frantz Falleter vom adler» tätig und malte ein Stadtwappen auf eine Büchse. 1580 wurde er in Luzern als Hintersasse aufgenommen. Wie seinem Hausbuch (1580–1612, Luzern, Zentralbibliothek), einer Chronik mit persönlichen Aufzeichnungen über Familienereignisse, beruflichen und medizinischen Rezepten und einer Spruchsammlung, zu entnehmen ist, war er viermal verheiratet und hatte neun Kinder, von denen einige früh starben. Der 1586 geborene Sohn Jost folgte seinem Vater im Handwerk, seine Arbeiten sind aber nicht erhalten. Ab 1591 übertrug die Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Rathausen (LU) Franz Fallenter fast alle Aufträge für die Ausschmückung der Fenster im Kreuzgang. Vater und Sohn Fallenter übergaben dem Rat 1598 ein Glasgemälde mit dem Salomonischen Urteil und den Familienwappen des damaligen Ratskollegiums (Luzern, Historisches Museum), worauf ihnen das Bürgerrecht geschenkt wurde. Fallenter beschäftigte 1598 in seiner Werkstatt vier Gesellen, in der auch Daniel Lindtmayer vorübergehend arbeitete. Der Nachlass des Künstlers trägt die Datierung des Dienstags vor Sankt Moritz 1612. Fallenter hinterliess seine Ehefrau in ärmlichen Verhältnissen.

Als früheste heute bekannte Arbeit gilt eine um 1580 entstandene Figurenscheibe mit der Darstellung des Erzengels Michael (London, Victoria and Albert Museum). In Fallenters Aufträgen überwiegen zahlreiche Stadt-, Wappen-, Ämter- und Figurenscheiben. Er belieferte eine Kundschaft aus der ganzen Innerschweiz, vermögende Stifte und Klöster wie auch die wohlhabende Oberschicht. Als Hauptwerk gilt der Glasgemäldezyklus für den Kreuzgang des Zisterzienserinnenklosters Rathausen, für den er 1591–1611 unter Mitarbeit seiner Werkstatt 33 grossformatige Werke mit biblischen Darstellungen schuf (Los Angeles County Museum of Art; Zürich, Schweizerisches Landesmuseum). Fallenter bezog seine Scheibenrisse von Christoph Murer aus Zürich und vornehmlich vom Schaffhauser Meister Daniel Lindtmayer, nachdem sich dieser um 1598 in Luzern niedergelassen hatte.

Fallenter wird als der beste, charaktervollste und meistbeschäftigte Glasmaler in Luzern um die Wende zum 17. Jahrhundert angesehen und gilt auch als einer der hervorragenden Vertreter seines Fachs in der damaligen Eidgenossenschaft. Hervorgehoben wird bei gelegentlichen zeichnerischen Mängeln die Pracht der Farben. Fallenter beherrschte neben der Glas- auch die Miniaturmalerei. 1592 schmückte er den Pilgerbericht des Obersten Rudolf Pfyffer über dessen Jerusalemfahrt (65 Pergamentblätter mit 47 Bildern, Luzern, Zentralbibliothek) mit biblischen Szenen und Stadtpanoramen in 41 farbenfrohen Miniaturen. Im Ausstellungskatalog Renaissancemalerei in Luzern 1560–1650 (1986) äussert Heinz Horat die Vermutung, dass auch die Miniaturen des Stiftungsbriefes des Luzerner Jesuitenkollegiums (1577, Luzern, Staatsarchiv) Fallenter zuzuschreiben sind.

Werke: Los Angeles County Museum of Art; Luzern, Zentralbibliothek; New York, The Metropolitan Museum of Art; Zürich, Schweizerisches Landesmuseum.

Sabina Kumschick, 1998, aktualisiert 2016

Objekte und Visualisierungen

Beziehungen zu Objekten

Geburt ChristiKönig DavidHeimsuchung MariensMariae VerkündigungAuszug der Apostel
Objekte zeigen

Beziehungen zu Personen etc.

Der aufgerufene Akteur steht in Beziehung (links) zu Objekten, zu denen andere Akteure gleichzeitig in Beziehung (rechts) stehen.

Hergestellt Franz Fallenter (1555-1612)
[Person-Körperschaft-Bezug] David (König von Juda)

Personenbeziehungen anzeigen

Beziehungen zu Zeiten

Beziehungen zu Zeiten anzeigen

Aktivität (Objektbezogen)

[Stand der Information: ]