Pokale fanden bei allen Anlässen am Hof (z.B. Staatsbesuchen, Familien- oder Ordensfeiern) Verwendung oder waren repräsentative Geschenke. Der Deckelpokal besteht aus einer trichterförmigen Kuppa, deren Wandung zeigt in einer Rollwerkkartusche einen Ordensstern mit Falken, den "Hausorden der Wachsamkeit oder vom weißen Falken" des Herzogtums Sachsen-Weimar. Um die Lippe zieht sich eine Kugel- und Zackenborte. Der Balusterschaft weist eingestochene Luftblasen auf, und am Boden des ansteigenden Tellerfußes mit umgeschlagenem Rand und geschnittenen Blumenranken ist eine Rosette zu erkennen. Der Deckel wurde mit zarten Ranken dekoriert und besitzt einen Balusterknauf mit eingestochenen Luftblasen. Es sind ca. 35 "Rosettengläser" bekannt, die im Zusammenhang mit dem Rudolstädter Fürstenhaus stehen, sei es durch Initialen oder Wappen, einzuordnen in die Zeit zwischen 1740 bis 1760. Vermutlich überarbeitete der Hofglasschneider Georg Friedrich Knye (1674-1764) aus Lauscha die Hefteisennarbe mit dem Schneidrad so, dass eine Rosette entstand. Das Rohglas bezog er aus verschiedenen Thüringer Glashütten. Der Pokal gehörte zum fürstlichen Inventar und kam vermutlich durch die Verbindung Johann Friedrichs mit Bernhardine Christine Sophie geb. von Sachsen-Weimar (1724-1757) an den Rudolstädter Hof. [Jeanette Lauterbach]
weitere Literatur: Franz Ohlms: Markenzeichen an Gläsern der Barockzeit, Manuskript, Göttingen 2002