In das 18. Jahrhundert fiel die Entdeckung der Kindheit als einer eigentümlichen und prägenden Phase des Menschseins. Kinder erschienen nun auch häufiger im Porträt - in demjenigen der Eltern, im Familienbildnis oder auch im Einzelporträt. Der nicht namentlich bekannte Knabe auf Hempels Bildnis ist mit einem Federball als Requisit kindlichen Spiels dargestellt. Seine ausgesprochen schlichte Kleidung und seine Haartracht sind bereits nicht mehr die von Erwachsenen, wie es im spätbarocken und zumal im höfischen Bildnis zu erwarten gewesen wäre. Das Bildnis trägt keinerlei Repräsentationsbedürfnis zur Schau. Statt dessen wird Elternliebe der Anlass der Entstehung gewesen sein. Der Maler ist nicht der gerade im Kinderporträt starken Versuchung der Sentimentalisierung erlegen. Allein Sympathie prägt den Ausdruck des Bildes. Mit der Datierung 1743 ist das vorliegende Porträt das früheste der wenigen nachweisbaren Werke des in Berlin tätigen Malers Gottfried Hempel und ein frühes Beispiel des bürgerlichen unrepräsentativen Kinderbildnisses der auf Antoine Pesne folgenden einheimischen Künstlergeneration. Das Gemälde trägt auf der doublierten Leinwand rückseitig die von der Originalleinwand übertragene Beschriftung von unbekannter Hand: Peint en 1743 / par Hempel - donné à ma fille Caroline / le 8 aout 1798 Das Bildnis befindet sich als Dauerleihgabe des Landes Sachsen-Anhalt im Gleimhaus.
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