Das runde Bildfeld (sog. "Spiegel") dieser Öllampe zeigt die Aedicula (lat. "Kleines Haus"), die Kapelle, welche in der Grabeskirche zu Jerusalem errichtet wurde.
Helena, die Mutter Kaiser Konstantins I., genannt der Große (reg. 306-337), veranlasste 325 n. Chr. in Jerusalem die Suche nach dem Grab Jesu Christi. Nahe des Hügels Golgata, der Kreuzigungsstätte, wurden mehrere in den Fels gehauene Gräber entdeckt, von denen eines als das des Jesus Christus identifiziert wurde. Konstantin ließ daraufhin eine gewaltige Kirche erbauen und sowohl Golgata als auch das Heilige Grab in diese integrieren. Sie wurde 335 geweiht und im Verlauf ihrer Geschichte mehrfach umgebaut, so dass die genaue Rekonstruktion des konstantinischen Originalbaus umstritten bleibt. Vermutlich bestand der Kirchenbau aus einer Basilika, einem daran anschließenden Innenhof (lat."Atrium"), der den Golgata-Felsen beherbergte, und im rückwärtigen Teil aus einem riesigen Kuppelbau, der sog. Rotunde, die sich über der Aedicula erhob.
Diese wurde direkt über dem aus dem Fels gehauenen Grab errichtet und bestand aus zwei Teilen: Zum einen war dies die eigentliche Grabkammer mit einem runden oder polygonalen Grundriss, deren kegelförmiges Dach ein Kreuz krönte, zum anderen war dieser wiederum ein von vier Säulen getragener Eingangsbau mit einem Giebeldach vorgelagert.
Das Bild auf der Münsteraner Lampe verwendet eine Art "Zeichencode", der die Grabeskirche anhand einiger wesentlicher Merkmale für jedermann sofort erkennbar machte: Die von Säulen getragene Kuppel stellt die Rotunde dar, während das Kreuz vermutlich jenes auf dem Dach der Aedicula angibt. Bei der Dreieckstruktur (die auf vergleichbaren Öllampen auch doppelt vorkommen kann) handelt es sich wohl um einen Gitterzaun, der das heilige Grab umgab.
Die Grabeskirche zu Jerusalem ist auch heute noch eine der bedeutendsten heiligen Stätten und zentraler Pilgerort des Christentums.