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Deckelpokal aus smaragdgrünem Glas mit Vergoldung

Stadt- und Regionalmuseum Perleberg Glassammlung [372 (V/B/115)]
Deckelpokal aus grünem Glas mit Vergoldung (Stadt- und Regionalmuseum Perleberg CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stadt- und Regionalmuseum Perleberg / Verena Wasmuth (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Stutzerpokal mit zugehörigem Deckel aus besonders reinem, grünem Glas, sorgfältig verwärmter Abriss. Der ansteigende Fuß ist mit einem Strahlenfacettenkranz dekoriert, und geht in einen kurzen, massiven Rundschaft über, der sich zum gebauchten, ebenfalls massiven Kuppaboden hin weitet, akzentuierend mit Bändern vergoldet. Die distelförmige, hohe Kuppa wiederholt am Ansatz den Strahlenfacettenkranz. Die Schauseite ist mit einer goldgemalten Rollwerkkartusche mit Blatt- und Gitterwerk unter einer Grafenkrone dekoriert, darin die beiden Ligaturmonogramme "CGS" und "LDTS". Sowohl der Rand des Pokals als auch der gestauchte Rand des Deckels sind kräftig vergoldet. Die Schulter des Deckels trägt einen Kranz aus Strahlenfacetten, darüber steigt hoch ein Kompositknauf aus zellenfacettierter, vergoldeter Trommelscheibe an glatter Strebe unter einem doppelten Nodus auf, dessen Abschluss ebenfalls vergoldet ist.
Die Qualität der Vergoldung dieses repräsentativen Deckelpokals ist von besonderer Güte. Der Form nach handelt es sich um einen sogenannten "Stutzerpokal", also ein gestutzter Pokal ohne Schaft, der ab 1740 typisch für die Zechliner Hofglashütte wurde (vgl. Jentsch, Licht und Rausch, 2004, Abb. 21, S. 40; Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, Abb. 16, S. 60 und Taf. 37.1+3). Diese Hütte genoss bereits damals einen hervorragenden Ruf für ihre vergoldeten Waren (Schmidt, Das Glas, 1912, S. 317). Verantwortlich für die Vergoldung könnte Johann Caspar Greinert, der ab 1737 als Goldmaler in Zechlin dokumentiert ist, oder Christian Friedrich Pohle verantwortlich zeichnen, dort seit 1742 nachgewiesen (vgl. Poser, Goldmalerei, 2009, S. 19; Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, S. 148.).
Die grüne Farbe und hohe Reinheit der Glasmasse machen ebenso eine genaue Betrachtung lohnenswert: Bereits der berühmte Alchemist Johann Kunckel (um 1635 – 1702) beschrieb in seinem Standardwerk zur Glasmacherkunst ein Verfahren, um Smaragdgrün durch die Beigabe Kupfermonoxid zu erlangen. Zusammen mit Blau bezeichnete er dieses als „fürnehmste Hauptfarbe“ (Kunckel, Ars vitraria experimentalis, 1679, S. 274). Er stellte grünes Glas nachweislich in der Potsdamer Hütte und auf der Pfaueninsel her. Dass auch noch nach Kunckels Weggang grünes Glas in Potsdam und später in Zechlin gefertigt wurde, belegen einzelne Quellen. Aus der Zeit um 1725 datiert ein hoher smaragdgrüner Deckelpokal mit Vergoldung, der sich 1914 in Schloss Ballenstedt befand und heute verschollen ist (Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, Abb. 15, S. 59 ). Überdies listet das Inventar von Schloss Monbijou 1738 einen Aufsatz aus "ganz grünem Glas, mit goldenen Rändern, Blumen und Bäumen" (Ebenda). Dass in Zechlin in Nachfolge der Potsdamer Hütte noch immer Kunckels Glasfarben weiterproduziert wurden, bezeugt 1778 folgende Schilderung: „Man verfertigt nicht allein durchsichtiges und weißes Glas, sondern auch farbiges. Von rubinrothem, grünem, blauem und mehrerem Glase verfertigt man hier Flacons, Vasen und andere schöne Gläser, welche durch das Schleiffen und die geschmackvollen Vergoldungen ein vortrefliches Ansehen erhalten. […] Alle Vergoldungen und Malereyen auf die Gläser werden durch das Feuer dauerhaft gemacht und eingebrannt…“ (Carl Wilhelm Hennert: Beschreibung des Lustschlosses und Gartens Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrichs, Bruders des Königs, zu Reinsberg wie auch der Stadt und der Gegend um dieselbe, Berlin 1778, S. 89).
Der Deckelpokal gelangte im Januar 1910 als Schenkung einer "Frau Prof. Schwartze" aus Frankfurt am Main in den Museumsbestand. Ob diese Dame den Museumsgründer Wilhelm Ratig persönlich kannte oder vielleicht verwandtschaftliche Beziehung nach Perleberg hatte, ist nicht bekannt. Die Auflösung der Monogramme, die sicherlich anlässlich einer Eheschließung auf diesem Glas zusammengebracht wurden, würde eine präzisere Datierung, Zuschreibung und Beantwortung der anderen offenen Fragen ermöglichen. Leider ist mir dies trotz intensiver Recherche bislang nicht gelungen (Dank für weiterführende Hinweise). [Verena Wasmuth]

Material/Technik

Grünes Glas / in Hilfsmodel geblasen, ofengeformt, geschliffen, vergoldet

Maße

H. mit Deckel 23,2 cm; H. Pokal 14,1 cm; Dm. Fuß 8,7 cm; Dm. Mündung 8,3 cm

Stadt- und Regionalmuseum Perleberg

Objekt aus: Stadt- und Regionalmuseum Perleberg

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