Die Medaille auf die Wahl Günthers XXI. von Schwarzburg (1304 - 1349) gehört zu der von Christian Wermuth in den Jahren von 1694 bis 1705 gefertigten Kaisersuite, die insgesamt 217 Medaillen mit den Porträts römischer Kaiser sowie Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation umfaßt. Obwohl seit 1688 an der Gothaer Münze angestellt, arbeitete Wermuth nicht nur für seinen Landesherrn Herzog Friedrich II. von Gotha (1691 - 1732), sondern auch für auswärtige Auftraggeber. Als cleverer Geschäftsmann schuf der Medailleur verschiedene Medaillen, teilweise als Serien, die unabhängig von einer Bestellung in Eigenregie entstanden. Mit der auf diese Weise angefertigten Kaisersuite erstrebte Wermuth neben einem finanziellen Gewinn das Ziel, ein kaiserliches Privileg zu erhalten, was ihm im Jahre 1699 auch gelangte. Kaiser Leopold I. (1640 - 1705), dem Wermuth die Suite widmete, erlaubte ihm in jenem Jahr, seine Arbeiten zukünftig mit »Cum Privilegio Caesaris« zu signieren. Die Medaille von Günther XXI. von Schwarzburg scheint jedoch vor der Verleihung entstanden zu sein, da eine derartige autorisierte Signatur auf der Medaille nicht vorhanden ist.
Als Vorlage für den Stempelschnitt diente kein konkretes Porträt. Günther XXI. ist hier in einem barocken Habitus wiedergegeben, der vermutlich auf das Intaglio des Nürnberger Stempel- und Edelsteinschneiders Christoph Dorsch (1676 - 1732) zurückgeht. Dorsch, mit dem Wermuth zusammenarbeitete, schnitt Bildnisse der Kaiser, aber auch der Päpste sowie anderer Persönlichkeiten in Stein.
Günther XXI. von Schwarzburg war inmitten der politischen Auseinandersetzungen von der Wittelsbacher Fürstenpartei am 30. Januar 1349 zum Gegenkönig des von Papst Clemens VI. (um 1293 - 1352) favorisierten Karl IV. (1316 - 1378) gewählt worden. Relativ aussichtslos gegen den Luxemburger, der schon 1347 / 48 seine Position wesentlich gefestigt hatte und durch die Heirat mit Anna von der Pfalz die Wittelsbacher endgültig auseinanderbrachte, verzichtete der Schwarzburger schon im Mai desselben Jahres auf die Krone. Einen Monat später, am 14. Juni 1349, verstarb Günther XXI. plötzlich in Frankfurt am Main. Laut einzelner Geschichtsschreiber wurde er Opfer eines spektakulären Giftmordes, was sich mit der eher bedeutungslosen Episode seiner königlichen ›Macht‹ besonders für die schwarzburgische Geschichtsschreibung und Hauspolitik sowie für die um 1700 erstrebte Fürstenkrone der Schwarzburger Grafen vorteilhaft auswirkte. Doch entgegen dieser sensationsträchtigen Verlautbarung starb der Schwarzburger vermutlich an den Folgen der großen Pestepidemie der Jahre von 1348 bis 1350. [Doreen Winker]
weitere Literatur: Uta Wallenstein: Herzog Friedrich II. (1691-1732) von Sachsen-Gotha-Altenburg - Sammler und Mäzen, in: Jahrbuch der Gesellschaft für Thüringer Münz- und Medaillenkunde e. V., Heft 13, Band I, Leipzig 2002
Signatur ›c.w.‹, Vorderseite: ›gvnthervs romanorum rex semp avgvstvs‹ ; Rückseite: ›natvs | circa a mccciv | patre henrico xii | comie n schwartzbvrg | rebvs fortiter gestis | cvb lvdovico bavaro imp | magnvm nomen adept9 eo | mortvo aplerisq electorib9 | francofvrti ii febr mcccxl9 | n regem romanorvum eligitvr | verum a bavaris desertvs | venenoq a medicis impetitvs | cvm carolo aemvlo transigns | imperio se abdicavit | defvnctvs xxix ivnii | splendido movmento | francofvrti | illatvs | c.w.‹; Randschrift: ›vmbra non cedit soli‹