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Patenklippe aus Stuttgart

Münzsammlung des Sparkassenverbands Baden-Württemberg Württembergische Münzen [SV-679]
Patenklippe aus Stuttgart (Münzsammlung des Sparkassenverbands Baden-Württemberg CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Münzsammlung des Sparkassenverbands Baden-Württemberg / Caroline Schmuck (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Dies ist eine Silberklippe. Klippen sind Münzen in eckiger Form, häufig viereckig – entweder in quadratischer, rechteckiger oder trapezförmiger Gestalt – , aber auch in anderen mehreckigen Formen. Die Bezeichnung „Klippe“ ist abgeleitet vom skandinavischen Klipping (dt.: mit einer Schere schneiden) und zeigt bereits die Herstellungsart an: Klippen wurden vom Zain, dem barren-, stangen- oder blechförmigen Metallrohling, abgeschnitten statt geprägt. In Notzeiten wurden Klippen auch von Silbergeschirr geschnitten. Diese Klippe ist ein Silberabschlag von einem Doppeldukaten. Abschläge wurden mit den Originalstempel einer Prägung hergestellt, aber meist mit einem anderen Metall als für die reguläre Prägung vorgesehen war.

Die Gestaltung dieser Klippe zeigt aber sehr deutlich, dass es sich hier nicht um Notgeld handelt, sondern eine repräsentative Prägung. Der Avers zeigt die Stadtansicht Stuttgarts von Südosten um 1740. In der Mitte befindet sich die Stiftskirche und das Alte Schloss, davor der von Heinrich Schickhardt 1599–1609 als Rüstkammer und Marstall erbaute „Neue Bau“. Links ist die Esslinger Vorstadt mit der Leonardskriche zu sehen, rechts der Lustgarten mit seinen berühmten Renaissancegebäuden. Im Abschnitt des Avers befindet sich die Inschrift STVTTGARDIA, darunter ein Stern. Die gesamte Darstellung auf dem Avers ist in einen Perlen-, Ketten- und einen geriffelten Rahmen eingefasst.

Auf dem Revers ist ein reich verzierter, barocker Taufstein abgebildet, darauf ein Kruzifix, eine Taufkanne, in die aus der Seite des gekreuzigten Jesus Blut und Wasser fließt, und ein aufgeschlagenes Buch. Über dem Taufbecken befindet sich das allsehende Auge Gottes. Unter dem Münzbild befindet sich das Kürzel D für den Stempelschneider Jeremias Daniel. Das Münzbild weist bereits darauf hin, dass diese Silberklippe anlässlich einer Taufe ausgegeben wurde. Die Inschrift zeigt, in welchem Zusammenhang sie letztlich verwendet wurde: MEIN PATH ALL STUNT BEDENCK DEIN BUND. Die gesamte Darstellung auf dem Revers ist in einen Perlen-, Ketten und einen geriffelten Rahmen eingefasst.

Es handelt sich hier um eine Silberklippe, die ein Taufpate dem Täufling schenkte, nachdem das Sakrament gespendet wurde. Es ist also ein Patengeschenk. Solche Patengeschenke zur christlichen Taufe sind seit dem 13. Jahrhundert bezeugt. Neben Schaumünzen mit biblischen Darstellungen wurden auch der sog. Patenbrief, Patenlöffel, silberne Patenbecher, Serviettenringe oder Schmuck geschenkt, häufig mit den Initialen des Beschenkten. Wichtig ist, dass die Inschrift MEIN PATH nicht den erwachsenen Taufpaten adressiert, sondern den Täufling. Wie der dritte Band des Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart von 1798 von Johann Christoph Adelung zeigt, konnte früher der Begriff „Pathe“ sowohl für den Taufpaten, als auch den Täufling verwendet werden: „Der Pathe, […] ein Wort, welches noch in einer doppelten Beziehung gebraucht wird. 1) Eine Person, welche ein Kind aus der Taufe hebt, dasselbe zur Taufe darbringt […]. 2) Der Täufling in Ansehung der Taufzeugen […]. In einigen Gegenden wird auch hier der Pathe von beyden Geschlechtern gebraucht.“

Solche Klippen als Paten- und Neujahrsgeschenken wurden unter den württembergischen Adminstratoren Herzog Carl Rudolph von Württemberg-Neuenstadt und Herzog Carl Friedrich von Württemberg-Oels und Herzog Carl Eugen von Württemberg geprägt, aber nicht von den Landesherren ausgegeben. Verantwortlich waren die Münzbeamten, die die Klippen auf eigene Rechnung fertigten und an Privatpersonen verkauften. Stempelschneider dieser Prägung war Jeremias Daniel.

Material/Technik

Silber / Prägung

Maße

Durchmesser: 23,5 mm; Gewicht: 7,56 g

Literatur

  • Adelung, Johann Christoph (1798): Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart. M – Scr, Bd. 3. Leipzig, Sp. 671.
Münzsammlung des Sparkassenverbands Baden-Württemberg

Objekt aus: Münzsammlung des Sparkassenverbands Baden-Württemberg

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