Maria Annas Vater hatte ihr schon früh, drei Jahre nach ihrer Geburt, im Stift Vilich, heute Stadt Bonn, eine Pfründe gesichert. Das war nicht billig, sicherte ihr aber ein gute Versorgung und einen angemessenen Lebensstil, Bildung und Erziehung inbegriffen. Dies geschah gegen hohe Bezahlung und war, neben Heirat und Ehe, ein gängiger standesgemäßer Lebensweg adeliger Damen.
Maria hatte durchaus Ambitionen. 1762 trat sie gegen die favorisierte Caroline von Satzhoven (1728 - 1785) als Kandidatin für das Amt der Äbtissin an. Sie verwaltete zu diesem Zeitpunkt die Finanzen des Stifts und war, so würde man heute sagen, fachlich hoch qualifiziert. Doch leider hatte sie keine Chance, da ihre Konkurrentin ein Verhältnis mit dem einflussreichen kurkölnischen Minister Kaspar Anton von Belderbusch (1722 - 1784) hatte – den sie nicht heiraten konnte, da er ein geistliches Amt als Landkomtur des Deutschen Ordens innehatte und deshalb dem Zölibat verpflichtet war. Zwischen den beiden Frauen entwickelte sich das, was man heute despektierlich einen „Zickenkrieg“ nennen würde. Maria Anna blieb Zeit ihres Lebens aktiv und geschäftstüchtig. Sie betätigte sich erfolgreich als Textilverlegerin und entwickelte einen schwunghaften Leinenhandel im Stift Vilich.
Ihr Porträt ist auf 1728 datiert, zu diesem Zeitpunkt war sie erst 17 Jahre alt. Vermutlich entstand es, als sie endgültig in das Stift aufgenommen wurde. Maria Anna erscheint uns älter, das Gemälde zeigt eine standes- und selbstbewusste Frau. Als Stiftsdame weist sie nur das Kanonissenkreuz und der um die Schultern gelegte, kostbare, seidene Chormantel aus.
