Der Ortsteil Gesundbrunnen war von drei Seiten von der Mauer umschlossen. Trotz der im Viermächteabkommen festgeschriebenen Betriebspflicht der in der DDR ansässigen Reichsbahn bzw. S-Bahn in West-Berlin, wurde der Betrieb nach einem Eisenbahnerstreik reduziert. Nur auf wenigen Strecken, u.a. zum Bahnhof Gesundbrunnen, blieb der Verkehr aufrecht. Der Siebdruck von Clemens Fahnemann zeigt den Bahnhof Gesundbrunnen noch vor dem Mauerfall als menschenleeren Geisterbahnhof. Die Anzeige mit der Aufschrift „Gesundbrunnen“ verweist darauf, dass die S-Bahn ihre Endstation erreicht hat. Seit dem Bau der Mauer 1961 verkehrten keine S-Bahnen mehr zwischen Ost- und West-Berlin. Nach dem Mauerfall und ausgedehnten Umbauarbeiten ist Gesundbrunnen einer der wichtigsten Umsteigebahnhöfe der Stadt, den auch etliche Fernzüge passieren. So ausgestorben wie in der 1982 entstandenen Darstellung des Künstlers erlebt man den Bahnhof heute nicht einmal nachts.
Clemens Fahnemann studierte ab 1974 an der Kunstakademie Stuttgart und an der Hochschule der Künste in Berlin. Der Künstler gilt als Vertreter der „Neuen Wilden“. 1980 eröffnete er eine eigene Galerie, die er in späteren Jahren gemeinsam mit seinem Sohn bis zu ihrer Schließung 2022 betrieb.
