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Sternförmige Wandfliese

Herzog Anton Ulrich-Museum Turcica [VO Ker 23]
Sternförmige Wandfliese (Herzog Anton Ulrich-Museum CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Herzog Anton Ulrich-Museum / Claus Cordes (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Inv.-Nr.: VO Ker 23

Im Model geformte Wandfliese in Form eines achteckigen Sterns mit einer Bemalung in Dunkelblau und Graubraun über Weiß. Die Darstellungen sind in Negativtechnik über der weißen Grundfarbe ausgeführt. Das Mittelfeld zeigt in leichtem Relief einen Vogel im Flug vor Blumen, die weiß vor dem graubraunen, mit Pünktchen belebten Hintergrund erscheinen. Den Rand bildet ein blaues Band mit arabischen Schriftzeichen, die braun umrissen sind. Den äußeren Rand und die Trennung zwischen Mittelfeld und blauem Band bildet eine weiße Linie, die beidseitig in graubraun eingefaßt ist. Die Glasur ist etwas rau, die Lüstrierung lässt das Graubraun wie Gold erscheinen. Bei der Vogeldarstellung handelt es sich vermutlich um einen auf chinesischen Einfluss zurückgehenden Phönix, der in der islamischen Welt zum Wundervogel sīmurġ umgestaltet wurde. Eines seiner typischen Kennzeichen ist sein aus mehreren langen Federn gebildeter Schwanz. Insbesondere als Einzelmotiv auf Wandfliesen kann der sīmurġ als Herrschaftssymbol gedeutet werden. Sternförmige wurden mit kreuzförmigen Fliesen zu großen Feldern verbunden und dienten dem Wandschmuck. Lüsterkeramiken waren dabei eine Luxusware, die ausschließlich für Innenräume verwendet wurde. Das Zentrum der Herstellung lag zwischen dem 12. und dem 14. Jahrhundert in Kāshān, das eine Monopolstellung für die Produktion von Fliesen einnahm. Die Fliesen wurden daher auch allgemein als kashi oder kashani bezeichnet. Die Fertigung lag dabei in den Händen von Familienbetrieben, die teilweise auch namentlich überliefert sind. Die Besonderheit der Lüsterkeramik ist, dass sie dreimal gebrannt werden musste. Nach dem ersten Brand wurden Bemalung und Glasur aufgebracht und die Fliese erneut gebrannt (Unterglasurmalerei). In einem weiteren Arbeitsschritt wurde auf die Glasur einer Paste aufgetragen (Überglasurmalerei), deren Zusammensetzung u. a. Silber- und Kupferverbindungen in Kombination mit rotem Arsenik, Ocker, Wasser, Traubensirup und Essig enthalten konnte. Der anschließende dritte Brand erfolgte in reduzierender Atmosphäre bei niedriger Temperatur. Zum Abschluss wurde die Fliese poliert, um den typischen Metallglanz der Lüsterkeramik hervorzubringen. Ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts verlor die Fliesenproduktion in Kāshān allmählich ihre Bedeutung. Die sternförmigen und die mit ihnen kombinierten kreuzförmigen Fliesen standen auch mit religiösen Vorstellungen in Verbindung, die auf das Sufitum zurückgehen. Beide Formen stellen Variationen zur Grundform des Quadrats dar, die sich bis ins Unendliche fortsetzen lassen. Hierin spiegelt sich die islamische Grundidee, dass Vollkommenheit nur in der Unendlichkeit existiert. Das Achteck steht außerdem für das Kreative, das durch den göttlichen Atem auf seine Umwelt einwirkt. Erst dieser Atem verhilft allem Sein zu einer wahrnehmbaren Existenz. Er ist gleichzusetzen mit göttlicher Schöpfung und überirdischer Liebe. (Schmitz, Claudia: Ethnographica in Braunschweig, hrsg. von Regine Marth (Sammlungskataloge des Herzog Anton Ulrich-Museums, Braunschweig; Bd. 19), Dresden 2016, S. 343, Kat. Nr. 508)

Material/Technik

Ton, Mineralfarben, Glasur, Lüsterfarbe

Maße

Dm max. 21 cm, T 1,3 cm

Literatur

  • Claudia Schmitz (2016): Ethnographica in Braunschweig. , S. 343, Kat. Nr. 508
Herzog Anton Ulrich-Museum

Objekt aus: Herzog Anton Ulrich-Museum

Das Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig gehört zu den bedeutendsten und vielseitigsten Kunstmuseen Deutschlands. Namensgeber ist Herzog Anton...

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