Der Forsthistoriker Dr. Mario Huth (Jeßnigk) schrieb uns zu dem Objekt:
"Der von Ihnen digitalisierte Erlaubnisschein ist in der Tat eine interessante und vermutlich singuläre Quelle, die zum einen natürlich im Zusammenhang mit dem deutlich erstarkenden Natur- und Heimatschutzgedanken nach dem Wirken von Hugo Conwentz (1855-1922) zu sehen ist. Wenngleich das Reichsnaturschutzgesetz erst 1935 verabschiedet wurde, so ist doch bereits hier, in diesem einfachen Erlaubnisschein, der erhöhte Bedarf an Disziplinierungsmaßnahmen für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur deutlich ablesbar. Private Initiativen wie diese machten vor Errichtung des besagten Gesetzes bereits längere Zeit die Runde. Von "Reviernachbarn" Wilhelm von Oppen (1882-1938) auf Tornow (mit Bollersdorf und Pritzhagen) ist beispielsweise bekannt, dass er sogar Sinnsprüche im Wald montieren ließ, um die Großstadt-Gäste zur Ruhe und Müllvermeidung anzuhalten. Prominentestes Beispiel ist hier sicherlich sein Vers: "Wem das Großstadtleben die Nerven zernagt, Wen Kummer und schlechte Laune plagt, Der sucht hier Ruhe! Der haßt das Gebrüll! Drum haltet die Schnauzen und wandert still!" Wenn Sie so wollen ist in dem Schein in erster Linie also auch eine solche Disziplinierungsmaßnahme zu sehen, die dem Waldbesitzer eine gewisse Kontrolle über den stressgeplagten erholungssuchenden Besucherstrom ermöglichte. Zwar wurde Blumenthal erst 1984 als Naturschutzgebiet ausgewiesen, doch sein diesbezüglicher Wert wurde offenbar weitaus früher erkannt.
Zum anderen ist hierin natürlich anhand der erhobenen [...] Gebühren eine Erweiterung der Nutzfunktion des Walds zu sehen, der man dadurch wirtschaftliche Rentabilität abzugewinnen suchte. Die Staatsforsten hatten dies mit Erlaubnisscheinen über forstliche Nebennutzungen (z. B. "Pilz- und Beerenscheinen", "Raff- und Leseholzberechtigungen") vorgemacht, die landadligen Waldbesitzer zogen hier quasi mit erweiterten "Angeboten" an die Besucher, die Erholungsfunktion des Waldes betreffend, nach. Nicht zuletzt deshalb geriet deshalb der Naturschutzgedanken frühzeitig in die Kritik, weil man eine Kommerzialisierung (und im Nachgang die Zerstörung) der letzten noch erhaltenen Naturdenkmäler fürchtete. "
(E-Mail Dr. Mario Huth, 11. 5. 2024)