Während der Jahre, in denen Max Klinger in Rom lebte (1888 - 1893), begann in seinen Werken das Schaffen nach der Natur eine entscheidende Rolle zu spielen. Es entstanden in dieser Zeit etwa zwanzig Damenbildnisse im Freilicht. "Alle diese Portraits zeigen eine für Klingers Zeit ungewöhnliche Herbheit und Sachlichkeit der Auffassung, die sich stark von den bei den Zeitgenossen beliebten pittoresken oder antikisierenden Aufmachungen oder der mondänen Eleganz eines Hugo von Habermann unterscheidet", schrieb Renate Hartleb anlässlich einer Ausstellung zum Werk Max Klingers im Städelschen Kunstinstitut Frankfurt am Main 1992.
Diese Auffassung ist auch im gezeigten Damenbildnis zu erkennen, das 1894 in Leipzig entstand. Die Dreiviertelfigur ist festgehalten, wie sie in einer Geste innehält. Ein leerer, abwesender Blick streift kaum den Betrachter. Die dunklen Farben vor grauem Hintergrund werden nur durch das Rot am Hut als einzigem Akzent belebt.
Bezeichnet u. l.: K - Lpg 94