Der mit Intarsien und aufgesetztem Schnitzwerk versehene Schrank stammt aus dem Elsass und lässt sich anhand der geschnitzten Kartusche in der Mitte des Aufsatzes auf das Jahr 1710 datieren. Es handelt sich um einen spätbarocken, dreizonig gegliederten Fassadenschrank. Das Sockelgeschoss ist mit zwei Schubladen versehen, die an den Außenseiten von Löwenkopfapplikationen flankiert werden. Das Hauptfeld ist zweitürig und wird durch drei Säulen vertikal gegliedert. Die Säulen sind durchgängig aus Wülsten und Rillen zusammengesetzt und ruhen auf grotesken, an Darstellungen von Sphingen angelehnte Konsolbüsten. Die Türflügel zeigen jeweils mittig eine Sternintarsie, die von vegetabilem Schnitzwerk umrahmt und von gerillten Säulen flankiert wird. Unter den Mittelfeldern befinden sich Maskarons aus Akanthusranken, darüber Akanthusranken und geflügelte Engelsköpfe. Der Schrankaufsatz mit Gebälk und Gesims ist durch Tuchgehänge und Blüten und Engelsköpfen mit gekreuzten Flügeln sowie der mittigen Kartusche mit der Jahreszahl geschmückt. Die kufenartigen Füße sind wahrscheinlich sekundär. Der Schrank entspricht mit seinem architektonischen Aufbau, dem skulpturalen Schmuck und den ungewöhnlichen gerillten Säulen einem spezifisch elsässischen Typus, der sich annähernd über das gesamte 17. Jh. hinweg nachweisen lässt. Die Entwicklung vollzieht sich dabei zu immer reicherem und plastischerem Schmuck, wobei die einzelnen Schnitzelemente wie stereotyp vorgefertigt wirken. Die spätesten und am häufigsten erhaltenen Vertreter dieses Typus, dem auch der Schrank aus dem Historischen Museum der Pfalz angehört, wurden zwischen 1700 und 1710 angefertigt. [Johanna Kätzel]