Die Grafen von Schwarzburg durften seit 1601 mit Genehmigung des hohen Rates der Stadt ihr eigenes Geld wieder in Erfurt prägen. Gemeinschaftsprägungen, für die auch dieser Stempel geschnitten wurde, erfolgten wahrscheinlich erst ab 1605. Die Söhne des in diesem Jahr verstorbenen Grafen Albrecht VII. von Schwarzburg-Rudolstadt (1537 - 1605) und die Söhne des Grafen Hans Günther von Schwarzburg-Sondershausen (1632 - 1586) ließen seitdem kurzzeitlich gemeinschaftlich in der zum Kurfürstentum Mainz gehörigen Stadt münzen. Mit ausschlaggebend wird die 1599 im Stadtilmer Vertrag festgelegte Teilung des schwarzburgischen Besitzes in die jeweiligen Linien Rudolstadt / Frankenhausen und Sondershausen / Arnstadt sein, die finanzielle Ersparnisse bei der Herstellung ermöglichte. Zudem waren die geprägten Taler mit dem Zeichen des Reichsapfels versehen, was eine Umlauffähigkeit des Geldes im Reich ermöglichte. Aus diesem Grund ließen die Schwarzburger oftmals mehr Münzen als angegeben prägen, was sie natürlich auf den Probationstagen tunlichst verschwiegen. Auf dem Oberstempel ist innerhalb der Umschrift das gräfliche Wappen von 1597 negativ zu sehen. Das Wappen selbst ist ein in der Länge geteiltes Schild, dessen beide Hälften quadriert sind und die einzelnen Graf- und Herrschaften verdeutlichen. Die Quadrierung wird durch das Viergrafenkreuz unterstrichen, das seit 1565 das Schwarzburger Wappen zierte. Als Schildhalter fungieren der ’Wilde Mann’ und die ’Wilde Frau’. Neben dem mittleren Helmkleinod wurde das Jahr der Ausgabe des halben Talers - 1606 - festgehalten. Gleichzeitig verewigte sich Münzmeister Florian Gruber auf dem Stempel. Sein Meisterzeichen ist das am Ende der Umschrift befindliche ’G’ mit dem Zainhaken. Gruber leitete bisher nachweislich von 1601 bis 1606 die Erfurter Münzstätte. Vorher war er von 1585 bis 1597 Münzmeister der Stadt Saalfeld. Der Zainhaken selbst war ein verbreitetes Kennzeichen, stand er doch als wichtigstes Werkzeug symbolisch für die Münzstätten. Nicht bekannt ist der Stempelschneider, jedoch scheint die Punze aufgrund der Wiederkehr einzelner Motive auf etwas älteren Münzen verwendet worden zu sein. Auf dem dazugehörigen Unterstempel ist der heilige Martin von Tours bei der Mantelteilung dargestellt. Auf dem Hinterteil seines Pferde ist die zum Gesamtwappen gehörige Gabel abgebildet die vor allem während der Kipperzeit als Unterscheidung für Sondershausen steht. Es ist daher zu vermuten, daß auf dem Oberstempel im Schildfuß des Wappens der Kamm für Rudolstadt wiederzufinden ist. Doch die Abnutzung des Stempels läßt nur eine vage Schlußfolgerung zu. Die Umschrift mit dem Reichsapfel an Anfang lautete: "LVD GVN ALB GVN COM I SCHWAR E HONS" [Ludwig Günther (1581 - 1646), Albrecht Günther (1582 - 1634) Grafen zu Schwarzburg und Hohenstein]. Seit 1609 durften die Schwarzburger auf Intervention des Obersächsischen Kreises nicht mehr in Erfurt prägen. So diente Saalfeld ab 1611 als Ort gemeinschaftlicher schwarzburgischer Münzprägungen. Der Stempel dagegen gelangte infolge des Regierungswechsels in den archivierten Sammlungsbestand des Grafenhauses. [Doreen Winker]