Model sind Negativformen, die in verschiedene Bereichen eingesetzt wurden: in der Goldschmiedekunst, in der Keramik, in der Münzkunst und in der Bäckerei. Letzteres lebt in den heutigen Waffeleisen fort. Diese Ausformung eines Marzipanmodels ist etwas Besonderes. Nur sie blieb erhalten, das eigentliche Model ging im Krieg verloren.
Das Motiv zeigt den von Geschwüren bedeckten Körper des armen Lazarus vor der Tafel des reichen Mannes. Es handelt sich nicht um den Lazarus aus dem Johannesevangelium, der von Jesus zum Leben erweckt wurde. Das Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus findet sich im Lukasevangelium. Er begehrt vergeblich die Brotstücke, die von der Tafel des Reichen herabfallen. Lazarus findet sich nach seinem Tod in Abrahams Schoß wieder, der reiche Mann an einem schrecklichen Ort, wo er qualvolle Schmerzen leidet. Als Motiv auf einer luxuriösen Süßspeise mahnt die Lazarus-Geschichte dennoch zur Bescheidenheit.
Süßspeisen wie Marzipan gewannen erst in der frühen Neuzeit langsam an Bedeutung und waren zunächst ein Luxusgut der Oberschicht. Die wichtigste Grundlage, Zucker, war selten und teuer. Zwar gelangte das Zuckerrohr bereits im 12. Jahrhundert nach Europa, spielte aber zunächst fast keine Rolle in der Ernährung. Schon bald nach der Entdeckung Amerikas wurde der Zuckerrohranbau auf den karibischen Inseln eingeführt und setzte eine tiefgreifende Entwicklung in Gang. In Europa avancierte Zucker zu einem immer weiter verbreiteten Nahrungsmittel. Die Anlage der Plantagen in der Karibik war die Grundlage für den menschenverachtenden Sklavenhandel durch die Europäer von Afrika nach Übersee.
Zucker ist nur eine von vielen neuen Pflanzen bzw. pflanzlichen Produkten, die ab der Renaissance nach Europa kamen und die Ernährung der Menschen mehr und mehr veränderten, wie zum Beispiel Kartoffeln, Mais, Tomaten und vieles mehr.