Der Autodidakt Ludwig von Siegen lebte zwischen 1609 und 1680. Ihm wird um 1640 die Entwicklung der Schabkunsttechnik zugeschrieben, ein sehr aufwendiges Verfahren, das Reproduktionen in nur niedriger Auflage zulässt. Dieses Tiefdruckverfahren, auch Mezzotinto genannt, dient der Wiedergabe von Halbtönen. Die als Grundlage dienende Kupferplatte wird dabei zuerst mit dem Granierstahl gleichmäßig aufgeraut. Würde man die Platte in diesem Zustand drucken, erhielte man einen gänzlich schwarzen Abdruck. Was im gewählten Motiv dann heller erscheinen soll, wird mit dem Schaber ganz oder teilweise wieder geglättet. So können auch weiche, ineinander verlaufende Schattenflächen wiedergegeben werden. Es handelt sich bei der Schabkunst damit um eine Art Negativverfahren. Das Ergebnis wirkt in der Regel malerisch und samtig.
Tätig war der gebürtige Siegener am Hof der Landgräfin Amalie Elisabeth von Hanau-Münzenberg (1602-1651), die nach dem Tod des Gatten die Vormundschaftsregierung für ihren Sohn Wilhelm IV. von Hessen-Kassel führte. Ihr Porträt, 1642 datiert, gilt als das früheste Schabkunstblatt. Durch Prinz Ruprecht von der Pfalz (genannt der Kavalier 1619-1682), einen begabten Militärführer, Lord High Admiral der englischen Flotte, aber auch Naturforscher, und Künstler, der selbst mehrere Schabkunstblätter schuf, wurde das Verfahren nach England exportiert, wo es im 17. und 18. Jahrhundert die größte Blütezeit erlebte. Besonders in der englischen Porträtkunst fand es Anwendung und wurde hier auch gerne als "englische Manier" bezeichnet.