Die 1652 bezeichneten Bildnisbüsten des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688) und seiner Gemahlin Louise Henriette (1627-1667) wurden erstmals von Paul Seidel 1890 als Werke des flämischen Bildhauers François Dieussart (1600-1661) erkannt. Ihre Signaturen belegen die Entstehung im Jahre 1652, d.h. sie entstanden ebenso wie das Standbild des Kurfürsten für den Lustgarten in Berlin, da Dieussart zwischen 1650 und 1652 dort am Hof des Kurfürsten tätig war.
Dieussart hatte sich, nach seinen Lehr- und Wanderjahren unter anderem bei François Duquesnoy (1597-1643) in Rom, mit Bildnissen an den protestantischen Fürstenhöfen Nordeuopas einen Namen gemacht. Seit 1641 für den Hof der Statthalter der Niederlande aus dem Haus Oranien tätig, schuf er 1747, im Jahr nach der Eheschließung von Louise Henriette und dem Kurfürsten, auch Bildnisreliefs des Paares (heute in Huis Doorn).
Die beiden Bildnisbüsten des Kurfürstenpaares knüpfen in ihrer frontalen, statuarischen, sparsam dekorierten und auf das Bildnis konzentrierten Darstellung an die Tradition der Bildnisbüsten der Oranierprinzen Wilhelm (I), Moritz, Friedrich Heinrich und Wilhelm (II) an, die der Bildhauer 1647 geschaffen hatte und die der Kurfürst 1652 von seinem Freund, Berater und Statthalter in Cleve, Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604-1679), erworben hatte. Es ist möglich, dass der Auftrag für die Berliner Büsten durch diesen Kauf ausgelöst wurde.
Über die Aufstellung der Büsten zu kurfürstlicher Zeit ist bislang nichts bekannt, erst Friedrich II. patzierte sie um 1747/1748 in einem Rondell des östlichen Lustgartens im Park Sanssouci. Nach verschiedenen Ortswechseln ab 1828, dem Ersatz beider Büsten durch Kopien im Rondell 1902, sind alle Büsten aus dem Rondell im Oranje-Saal des Schlosses Oranienburg wieder vereint. Das 1999 als Musuemsschloss eingerichtete Schloss Oranienburg ist der Frühzeit des Kurfürsten und der Louise Henriette sowie der Zeit Friedrichs III./I. gewidmet.
Saskia Hüneke (2018)