Titel: Liber chronicarum
Autor: Hartmann Schedel
Druckort: Nürnberg
Druckjahr: 1493
Drucker: Anton Koberger
Künstler: Michael Wolgemut
Format: folio (45 x 32,3 cm)
Erhaltungszustand: Einzelblatt; gut
Hartmann Schedel (1440-1514), ein Arzt, Humanist und Historiker aus Nürnberg, veröffentlichte 1493 sein wichtigstes Werk, die sogenannte Schedelsche Weltchronik. Gedruckt wurde das Werk bei Anton Koberger (um 1440-1513), einem der bedeutendsten Drucker seiner Zeit. Die Geschichte der Welt ist dabei in vielen Illustrationen dargestellt. Eingeteilt ist die Chronik in sieben Weltalter. Die Geschichte der Menschheit wird im Rahmen der biblischen Heilsgeschichte gesehen, deren teleologisches Ziel im Endgericht liegt. Die Einteilung der Weltalter folgt in Analogie der Schöpfung der Welt in sechs Tagen, das 7. Weltalter ist als Ausblick zu sehen. Neben historischen Ereignissen werden immer wieder Naturkatastrophen, Kriege, Städtegründungen usw. eingebunden, alles parallel zur biblischen Geschichte. Viele Stadtansichten und weitere Abbildungen üben die Faszination der Chronik aus, die zu den Inkunabeln (Drucke des 15. Jh.) gehört. Die Chronik erschien in lateinischer und deutscher Sprache und in den ersten Jahrzehnten folgten drei weitere Auflagen.
Das Einzelblatt stammt aus der lateinischen Fassung der Weltchronik und ist bunt koloriert. Dargestellt ist der Bau der Arche Noah (Gen 6,5-9,29). Im Vordergrund bearbeiten zwei Arbeiter einen Balken mit Breitbeilen. Die beiden Personen tragen einfache Kleidung der frühen Neuzeit. Daneben steht eine deutlich reicher gekleidete Person mit rotem Mantel und langem Bart – diese stellt Noah dar, der die Arbeiten an der Arche beaufsichtigt. Im Hintergrund ist die Arche auf dem Wasser zu sehen, mehrere Arbeiter sind mit verschiedenen Bautätigkeiten daran beschäftigt. Einige Arbeiter haben Werkzeuge in der Hand, die in die frühe Neuzeit passen. Die Arche ist als Haus auf einer Kogge dargestellt. Die Reling ist reich verziert. Das Haus der Arche ist in verschiedene Kammern unterteilt, die beschriftet sind und damit angeben, wie die Aufteilung innerhalb der Arche gegliedert ist. Die Beschriftung identifiziert die Szene eindeutig. Oberhalb der Arche ist die Taube mit dem Ölzweig im Schnabel erkennbar – somit findet sich in der Darstellung ein Vorgriff auf das Ende der Sintflut. Insgesamt ist die Szene in die zeitgenössische Gegenwart gesetzt. Die Gestaltung des Hecks des Schiffes geht wohl auf eine Darstellung einer Schiffsbauszene aus dem Werk aus dem Jahr 1486 von Bernhard von Breydenbach (um 1440-1497) zurück. Der Stich spiegelt die Szene des Baus lebendig wider.
Im Hebräischen Ausgangstext wird beschrieben, dass die Arche aus Gopherholz gebaut werden soll. Diese Holzart taucht nur einmal im Alten Testament auf. Übersetzt wird es meistens mit Zedernholz, Kantholz, Zypressenholz oder wie bei Luther mit Tannenholz. Um welche Holzart es sich bei Gopherholz, handelt ist unbekannt.