Die längliche Form des überreich verzierten Kastens läßt den Aufbewahrungszweck besonders wertvoller Dokumente wie Pergamentrollen und Urkunden vermuten. Durchaus üblich ist die Zierde mit den Familienwappen; hier allerdings in der großen Zahl von 42 Schilden, wodurch auf eine Lade einer ritterschaftlichen Korporation geschlossen werden kann. Heraldische Deutungsversuche verweisen nach Nordostfrankreich und Flandern. In Vertiefungen des Deckels und der Seiten wurden zwölf spitzbogige Nischen ausgebildet, die mit Krabben besetzt sind. Darin sind männliche und weibliche Figuren mit Attributen modelliert, plastisch durch mehrschichtige mit Glutinleim gebundene Kreiden: Ritter mit Trinkschale, Dame beim Ballspiel, Mönch mit Kapuze oder eine junge Frau mit Spiegel. Ebenso ist mit den Wappenschilden verfahren worden - in das Holz geschnittene Mulden wurden mit Kreidegrund überzogen und deckend mit Azurit, Zinnober und Goldlack bemalt.