Lebenserfahrung und leichte Resignation, die durch ein angedeutetes Lächeln befriedet wird, sprechen aus den Gesichtszügen des siebzigjährigen Malers Adolf Senff. Die dunklen Augen blicken wach. Das ehemals dunkelbraune Haar ist ergraut. Distinguiert wirkt die sorgfältige Kleidung mit weißem Hemd, schwarzer Halsbinde und dem dunkelgrünen Rock mit Pelzkragen. Es ist das Bild eines Menschen von kontemplativen Charakter, der lieber zuhört als selbst im Mittelpunkt zu stehen. So sahen ihn auch seine römischen Bekannten und Freunde in den Jahren seines Italienaufenthaltes.
Als das Selbstbildnis entstand, war Senff etwa drei Jahre verheiratet. Er hatte nach der Rückkehr aus Italien nach Ostrau bei Halle ein spätes Glück gefunden. Die Pflegetochter seines Bruders, Auguste Held, hatte ihm, obwohl beträchtlich jünger als er, 1852 ihr Ja-Wort gegeben.
Senff war ein ausgezeichneter Portraitist, der sein Gegenüber in liebevoller Distanz sachlich darstellte. In den letzten Lebensjahren malte er in ungebrochener Schaffenskraft noch Bildnisse von Verwandten und Freunden sowie einige seiner schönsten Blumen- und Früchtestudien.
Die Galerie Moritzburg besitzt eine einzigartige Sammlung von etwa 500 Werken Adolf Senffs, die seit der Gründung des Museums 1885 bis heute zustande gekommen ist.