Die ungewöhnlich hoch gestelzte Grubenschmelzplatte in Form eines Vierteilkreis-Segments bildete den linken oberen Eckbeschlag eines größeren Werkes. Sie entspricht in ihrer Gestalt ebenso wie in der Art der Darstellung des Engels mit den mehrfarbig ausgeschmolzenen Gruben sehr genau den Eckbeschlägen an den Dachflächen des Heribertschreins in St. Heribert in Köln-Deutz. Die Annahme der Herkunft von diesem herausragenden Zeugnis romanischer Grubenschmelzkunst lag auch deshalb nahe, weil bei einer umfassenden Wiederherstellung des Schreins um 1858 einzelne Emails ersetzt worden waren. Allein die linke obere Ecke der sog. Paulusseite des Heribertschreins wäre als der ursprüngliche Platz der Berliner Platte in Betracht gekommen. Eine gründliche Überprüfung während der Restaurierungsarbeiten am Deutzer Schrein 1992 hat jedoch ergeben, dass der Eckbeschlag nicht vom Heribertschrein stammen kann. Es darf also vermutet werden, dass er von einem anderen Schrein ähnlicher Gestalt und Ausstattung aus der gleichen Werkstatt stammt.
Auch wenn bei den großen Reliquienschreinen als den wichtigsten Heiltümern ihrer Kirchen nicht mit gleich hohen Verlustraten wie bei anderen sakralen Gerätschaften zu rechnen ist – wo der Anteil des bis heute erhaltenen wohl nur noch im Promille-Bereich liegt – so wissen wir doch durch schriftliche Quellen von der einstigen Existenz zahlreicher weiterer Schreine in Köln.
Stilistisch vertreten die Grubenschmelze am Heribertschrein und der Berliner Engel eine unter maasländischem Einfluss stehende Richtung der Kölner Emailkunst. Zu deren Eigenheiten zählt die ausgeprägte Hinwendung zu figürlichen Darstellungen, während andere Kölner Werkstätten eher ornamentale Grubenschmelze bevorzugten. LL
Entstehungsort stilistisch: Köln