Die Alabastergruppe, innerhalb der Darstellungstradition von eigenwilliger Formulierung, verlangt einen wechselnden Standort, um adäquat erfasst zu werden. Der in weitem Bogen über den Schoß der Mutter gebreitete Tote schmiegt sich ihrer Gestalt an und scheint in ihrem Kontur fast völlig aufgehoben. Maria, die auf einer Bodenerhebung sitzt, hat den Oberkörper über den Sohn gebeugt und bettet dessen herabgeglittenes Haupt in ihrem Arm. Dieses ist so zurückverlagert, dass man es bei Frontalansicht nur zu einem Teil wahrnimmt. Eine enge Beziehung zwischen den beiden Personen findet hier ihren Ausdruck. Parallelen zu diesem Bildwerk begegnet man in der altniederländischen Malerei, in der Beweinung Christi des mit Jan van Eyck in Verbindung gebrachten Turiner Stundenbuchs. Die Gruppe von Maria mit Christus über dem Schoß wirkt dort so, als sei sie von einem Bildhauer entworfen.
Entstehungsort stilistisch: Südliche Niederlande