Mit der Ausweitung der ägyptischen Tierkulte in der Spätzeit, ab ca. 800 v. Chr., kommt auch die Sitte auf, tot gefundene und dann einbalsamierte Tiere in kleinen Särgen als Schutzamulette wie Schmuck am Körper zu tragen. Zum Befestigen an einer Kette weist der kleine bronzene Schlangensarg zwei Ösen auf, eine ringförmige am Schwanzende der als Skulptur auf dem Sarg wiedergegebenen Schlange und eine hinter dem für Kobras typisch aufgebäumten Kopf, wo ein ihn stabilisierender Steg eine dreieckige Öse ergibt. Die Basis für die Schlangenskulptur ist hohl und weist hinten eine Öffnung auf, durch die eine mumifizierte Baby-Kobra in diesen Sarg einzubringen war. Ihren Träger schützt diese Schlange als Inkarnation einer Gottheit somit unmittelbar. Da die Kobra das heilige Tier für die meisten weiblichen Gottheiten Ägyptens darstellt, kann nicht gesagt werden, welche Göttin ihren Träger somit schützen sollte. Aber allgemein gilt im schutzbringenden Amulett-Wesen, dass allein die Darstellung dessen, vor dem Schutz erhofft wird, diesen auch erwirkt. Ein am Körper getragener Miniaturschlangensarg sollte also offensichtlich generell vor Schlangenbissen schützen. (CEL)
Ehem. Sammlung Friedrich Culemann, Hannover