Neben Concordia, Pietas und Iustitia gehörte Liberalitas zu den wichtigsten Tugenden der römischen Kaiser und taucht schon in der Zeit Kaiser Augustus‘ verstärkt auf Münzen auf. Dargestellt wurde sie meist als gewandete Frau mit Attributen wie dem Abakus und dem Füllhorn. Letzteres ist als Symbol für Überfluss und Freigiebigkeit zu interpretieren, während das Rechenbrett auf die Conguarien, die kaiserlichen Getreidespenden, verweist. Gerade in turbulenten Zeiten wie dem Sechskaiserjahr nutzten Regenten wie Balbinus jede Gelegenheit, sich die Unterstützung des Volkes zu sichern. Getreide- und Geldspenden waren noch dazu schneller zu organisieren und günstiger als das Ausrichten von Spielen. Die sonst in der Umschrift zu findende Zählung der Wohltaten fehlt auf diesem Stück, was wohl der kurzen Regierungszeit Balbinus‘ von nur 99 Tagen geschuldet ist.
[Frederic Menke]