Zu Beginn der Frühen Neuzeit breitete sich die Portraitmedaille von Italien kommend nördlich der Alpen aus. Waren es anfänglich vornehmlich Mitglieder des Adels, die als Auftraggeber dieses neuen Bildmediums in Erscheinung traten, fand das Phänomen schnell auch Anklang im vermögenden Patriziat der Reichsstädte. Eine lokale Besonderheit bildete in Schwäbisch Hall indes der Fall des Künstlers Thomas Schweickers: Im Jahr 1540 ohne Hände geboren, erlangte der Bäckersohn schnell überregionale Besonderheit für seine kalligraphischen Werke, die er mit seinen Füßen anfertigte. Die zahlreichen auf ihn geprägten Personenmedaillen erfüllten somit vorrangig kommerzielle Zwecke und dienten den Besuchern der Reichsstadt als willkommenes Mitbringsel. Dieses Exemplar von 1591 zeigt den sitzenden Maler mit Mantel und Hut, der in seinen Zehen einen Griffel hält. Die Umschrift identifiziert den Dargestellten als THOMAS SCHWEICKER ETATIS SVAE 51 (Thomas Schweicker im Alter von 51 Jahren) und nennt die Datierung. Die mehrzeilige Inschrift auf der Rückseite zitiert einen Bibelpsalm: MIRABILIA OPERA TVA ET ANIMA MEA COGNOSCET NIMIS PSALM 138 (= Wunderbar sind deine Werke, und das erkennet meine Seele wohl).
Die Erfassung dieser Medaille wurde durch die Sparkassen-Finanzgruppe Baden-Württemberg ermöglicht.
[Nicolas Schmitt]
Vorderseite: Der sitzende Maler mit Mantel und Hut, mit den zehen einen Griffel haltend