Philippe Rondés Ansicht des sonntäglichen Kirchplatzes vor St. Matthias liefert einen detailreichen Einblick in das städtische Leben des 19. Jahrhunderts. Die Besucher der Messe flanieren aus der Kirche heraus. Ein vornehmer Herr geleitet eine Dame. Im Gehrock mit Zylinder und fliederfarbenem, spätbiedermeierlichem Kleid mit Stola spiegelt das Paar einen Wohlstand wider, der in dieser Zeit hier nicht selbstverständlich ist. Dem gegenübergestellt ist die bäuerliche
Tracht: Ein Mann im blauen Oberhemd, dem regionaltypischen Blaukittel – eine Arbeitskleidung, die auch zum Kirchgang getragen wurde. Teure Kleidung war nicht für alle erschwinglich.
Sein Auge für die Details des alltäglichen Lebens hatte der in Trier geborene Maler unter anderem bei Jacques Louis Daguerre in Paris geschult. Bevor dieser sich als Pionier der Fotografie einen Namen machte, war er auf die Herstellung
von Dioramen spezialisiert – große, lebensecht wirkende, beleuchtete Szenerien.