Seit 1913 lebte Klabund (Alfred Henschke; 1890–1928) zeitweise in Berlin, wo seine ersten Veröffentlichungen erschienen. Unter anderem schrieb er Gedichte, Romane und Dramen; Büttner gestaltete den Umschlag seines Buches „Franziskus“ (1921) und illustrierte die Erzählung „Der letzte Kaiser“ (1923). Im Bildnis stützt sich der Schriftsteller mit dem Ellenbogen auf gestapelte Manuskriptseiten, auf deren oberstem Blatt die Inschrift „Klabund“ wie eine Unterschrift wirkt. Mit leicht geöffnetem Mund, als würde er gleich zu sprechen beginnen, schaut der Porträtierte die Betrachter:innen an. Der dicht gefüllte dunkle Hintergrund zeigt unter anderem nackte, exotisierend dargestellte Frauenfiguren und diverse Formen oder Symbole wie eine Gedankenwelt des Abgebildeten. In einem Nachruf auf den früh verstorbenen, bereits seit der Jugend an Tuberkulose erkrankten Klabund schildert der Schriftsteller Otto Zarek dessen „ruhelose Seele“. Diese Beschreibung unterstützt Büttners Darstellung einer aktiven Person, die gleich anfangen wird zu reden oder zu schreiben: „Krankheit, Ruhelosigkeit, Sorgen haben ihm den Zwang auferlegt, im Rapidtempo zu arbeiten; aber da er ein Dichter war, durchdrang er mit schöpferischer Kraft die Situation der Not und zog aus Krankheit und Armut, an denen andere Dichter zerschellt sind, ein schöpferisches Prinzip; er mußte schnell schreiben, brauchte Geld, hat[te] keine Zeit“ (Otto Zarek, Der letzte fahrende Sänger. Dem Dichter Klabund zum Gedächtnis, in: Uhu [1928], Oktober, S. 12 f.). | Emily Joyce Evans
