Zu den Glasgefäßen, die häufig im Zusammenhang mit Arzneibereitung in Apotheken in Verbindung gebracht werden, gehören solche kleinen Fläschchen, die als Abgabegefäße für Arzneien gesehen werden. Gerade mit einer größeren Ausdifferenzierung des Formenspektrums von Glasflaschen in der Frühneuzeit ist es möglich eine solche pharmazeutische Tätigkeit auch im archäologischen Kontext zu erfassen, denn die medizinischen Tinkturen wurden ausschließlich in dieser Gefäßform abgegeben. Und gerade die Gleichförmigkeit der Abgabegefäße ist ein Zeichen für die Professionalisierung mit genormten Gefäßen.
Das kugelbauchige, enghalsige Fläschchen stammt aus der Verfüllung einer Kloake eines Hauses, das im 18. Jahrhundert als Pfarrhaus der St.-Petri-Gemeinde bekannt ist. Der gemauerte Kloakenschacht enthielt zahlreiches Fundmaterial aus der Zeit um 1800, u. a. auch ca. 300 Medizinfläschchen aus Glas, von denen 70 vollständig geborgen werden konnten. Ob hier das Inventar einer Apotheke, der Altbestand eines benachbarten Mediziners oder die beschlagnahmte Ware eines Kramers oder Quacksalbers entsorgt wurde, wird für immer ein Rätsel bleiben.