Neumann unternahm in den 1920er-Jahren zahlreiche Studienreisen nach Italien, bevorzugt in den Süden, 1927 aber auch nach Venetien. Er zeigte seine im Vergleich zur Vorkriegszeit (vgl. „Ziegelei“, A II 301) hellen und heiteren Gemälde mit Erfolg in zahlreichen Ausstellungen: „Ein Maler von hohen Gaben ist der Ostpreuße Max Neumann […]. […] Wenn er die Luft um Neapel oder Palermo malt, spürt man augenblicks, wie reich sich seine Farben einfühlen und daß sie die Elastizität des Mitklingens und Mitschwingens haben“ (D. [Adolph Donath], Kunstausstellungen. Berlin, in: Der Kunstwanderer, 3./4. Jg. [1921/1922], 1. Februarheft, S. 256). Neumanns Werke verbinden ein starkes tektonisches Gerüst, hier Brückengeländer, Sandsteinfigur und den hohen, schrägen Mast des vertäuten Bootes, mit einer lebhaften, manchmal skizzierenden Farbigkeit. Im Mittelpunkt des Bildes „Landschaft mit Brücke“, vom Künstler laut Inventar selbst „Schiffermadonna“ genannt, steht die Figur einer bekrönten Maria mit Kind. Früher hatte sie sich an der Treppe des Rathauses der Insel Chioggia befunden, zum Tode Verurteilte gingen an ihr vorbei: So entstand für diesen Ort der Name „Refugium peccatorum“ (Zufluchtsort der Sünder), der auf den neuen Standort der Figur an der Uferpromenade überging. Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden während der gesamten Zeit der Weimarer Republik verschiedene Formen der Künstlerhilfe und -selbsthilfe. Der wichtigste Unterstützer blieb das preußische Kultusministerium, das nach Absprache mit Nationalgalerie-Direktor Ludwig Justi aus den verschiedenen Ausstellungen, aber wie in diesem Falle auch von Künstlern selbst Arbeiten erwarb. | Angelika Wesenberg
