Keulenförmige Karaffe aus farblosem Glas, in eine Form mit engen Rillen geblasen und gedreht, angesetzt eine schmale Bodenplatte, gedrückt und plangeschliffen. Die Montierung am schlanken Hals des Glaskorpus wohl aus einer Nickellegierung. Sie trägt unterhalb des Ausgusses einen bärtigen Maskaron, zu beiden Seiten Weinreben, am reich ornamentierten, geschwungenen Griff, der unten mit einem Greifenkopf abschließt, eine geflügelte Karyatide, der Deckel mit Balusterknauf und einem Mischwesen als Daumendrücker.
Die Herkunft dieser Karaffe ist nicht bekannt. Sie war von 1984 bis 1995 Bestandteil der stadtgeschichtlichen Dauerausstellung im Potsdamer Ständehaus in der Breiten Straße (heute Naturkundemuseum). Eine Marke, die Auskunft über ihren Hersteller geben würde, fehlt. Die Karaffe gehört zu den kunsthandwerklichen Erzeugnissen des Historismus, die sich an den Geschmacksvorstellungen der zu Wohlstand gekommenen bürgerlichen Kundschaft orientierte. Als sorgfältig produziertes Serienerzeugnis zitiert sie Stilelemente der Renaissance und steht damit im Einklang mit dem Selbstverständnis der Gründerzeit, für die Geschichtsforschung zur Identitätsbildung gehörte. [Verena Wasmuth]
