Waagen waren wesentlicher Bestandteil der hochmittelalterlichen Gewichtsgeldwirtschaft, die noch keine genormten Nominalwerte kannte. Solche Klappwaagen dienten jedoch nicht nur zum Abwiegen von Münzen, sondern z.B. auch von Edelmetall, Gewürzen oder Arzneien und wurden daher nicht nur von Kaufleuten und Feinschmieden genutzt.
Unser Fundstück gehört zum meist verbreiteten Waagetyp des Hochmittelalters. Sie besitzt ein breites Mittelteil und Würfelknöpfe mit abgeschnittenen Ecken, sogenannte Kubooktaeder, die vor den ausgebildeten Befestigungsösen die Enden der Klapparme verzieren. In einer Öse hat sich ein Glied der zur Befestigung der Waagschalen dienenden Ketten erhalten. Diese wie auch die Aufhängung sind nicht mehr vorhanden. Kennzeichnend für diesen Typ ist auch die breitflächige Gabel mit halbrunder Griffplatte, die auf beiden Seiten mit einem Kreisaugenmuster verziert ist. Die nicht mehr vollständig in der Länge erhaltene Zunge besitzt direkt oberhalb des Balkens eine Lochung, durch welche die Drehachse gesteckt ist, die an den Schenkelenden der Gabel festgenietet ist. An dieser Achse hing und drehte sich die Waage. Fragmente von weiteren Klappwaagen stammen auch von anderen Soester Fundstellen.