In den 1920er-Jahren war Garbes Stil eng mit dem Expressionismus verbunden gewesen. Bis zum „Mädchen mit Sichel“ 1933 vollzog sich jedoch ein starker Wandel in seiner Kunst. Die fast lebensgroße Figur mit weiblichen Rundungen und solider Statur hält ihre Arme steif am Körper. Aufgegeben ist die Bewegung, die bei den „Drei Frauen“ (B 583) so integrativ erschienen war, stattdessen wirkt das Mädchen statisch. Es war auf der Biennale von Venedig 1934 erstmals ausgestellt. Dort wurde es beschädigt, aber anschließend dennoch für die Nationalgalerie angekauft, mit der Begründung, dass es nunmehr in geschlossenen Räumen gezeigt werden müsse. Am 15. Juli 1934 schrieb Garbe dazu: „Diese [Skulptur] war als Garten- oder Parkfigur gedacht. Die Bruchstelle befindet sich an den Beinen […], die unglücklichste Stelle für ein wetterbeständiges Flicken. [Ich baute] die Figur in ungefähren Umrissen in Ton auf, mit einer Zugabe für die endgültige Bearbeitung des Materials, welches aus gemahlenem Muschelkalk und Cement besteht u. in die über dem Tonmodell gegossene ‚verlorene‘ Gipsform eingestampft wurde. Dann kam die eigentliche Bearbeitung des Materials. – So stellt die zerbrochene Figur ein Originalwerk dar, das leider nicht mehr zu ersetzen ist. Einem Abguß würde die Frische des direkten Arbeitens im Material fehlen und eine Nachbearbeitung am Stoffverlust scheitern“ (SMB-ZA, I/NG 766, Bl. 179). | Emily Joyce Evans