"Amor als Diener". Illustration zu Johann Nikolaus Götz: Amor, als Diener. In: Ramler: Lyrische Bluhmenlese, Bd. 1. Unten rechts: B. Rode / 1777
Amor ist beim Weinzapfen behilflich. Bernhard Rode war wohl der wichtigste Illustrator der deutschen Anakreontik.
Der Erzähler, das lyrische Ich, kostet die einmalige Genugtuung aus, Amor entwaffnet und zu seinem Diener gemacht zu haben – der schalkhafte und oft argliste Gott der Diener des Dichters! Dieser macht
sich einen Becher aus Amors Köcher, lässt sich von ihm bedienen. Und wenn der Dichter im Keller Weinzapfen geht – was für eine anakreontische Szene! –, dann muss Amor ihm die Fackel halten.
Das Ringen mit Amor, die Fantasie, ihn zu bezwingen, ist ein häufiges Thema in der scherzhaften Lyrik des Rokoko. Amor als Gegner zeichnet sich dadurch aus, dass man bei jeder Niederlage gegen ihn, auch etwas gewinnt, und bei jedem Sieg auch etwas verliert.
Innerhalb der Idee des Ringens mit Amor (dem Konflikt der Geschlechter) hat sich vor allem die Gedankenfigur des »Amor besiegt alles« (Amor vincit omniat), wie Vergil im letzten Jahrhundert vor Christus in einer Ekloge dichtete, zu einer festen Bildtradition
verfestigt, die allerdings im 18. Jahrhundert gern ironisch in ihr Gegenteil verkehrt wird.