Zylindrische, leicht konische Stange aus sehr reinem, farblosem Glas auf gestauchtem Boden mit polychromem, gedrucktem Etikett aus einem Oval, das einen älteren, schnurrbarttragenden Herren im schwarzen Anzug zeigt, der an einem Tisch sitzend mit einem vollen Stangenglas Bier prostet; darüber prunkt das Markenlogo der Berliner Kindl Brauerei, der sogenannte "Goldjunge" in einem Henkelkrug; oben: "Berliner Kindl Brauerei / Abteilung II Potsdam"; darunter: "Braustätte / des / Original Potsdamer Stangenbiers". Der Mündungsrand ist verwärmt, der Füllstrich besteht aus geätzten Punkten und gibt das Fassungsvermögen mit "0,6 L" an.
Die Marke Berliner Kindl geht auf die 1872 gegründete Vereinsbrauerei Berliner Gastwirte zu Berlin AG in Rixdorf zurück, die 1910 in Berliner Kindl Brauerei-Aktiengesellschaft umbenannt wurde. Später entstanden die Braustätten „Abteilung I“ in Berlin-Neukölln und die „Abteilung II“ in Potsdam (1896 Erwerb der Brauerei Gebr. Hoffmann), welche erst am Brauhausberg ihren Sitz hatte und später ins Gewerbegebiet Potsdam-Süd umgesiedelt wurde. Vor dem Zweiten Weltkrieg gehörten auch Brauanlagen im damaligen Bezirk Weißensee zum Konzern. Aufgrund der Teilung Berlins nach 1945 gingen diese Einrichtungen und die Werke in Potsdam in volkseigenen Besitz über. Mittlerweile war die Oetker-Gruppe Mehrheitseigner und erhielt nach der Wiedervereinigung Berlins die Potsdamer Braustätte (alte Abteilung II) wieder zurück, die am 31. Dezember 2002 allerdings geschlossen wurde.
Der Dekor auf dieser seriell gefertigten Stange geht auf ein historisches Etikett zurück und wurde wohl in den 1990er Jahren neu aufgelegt. Das Glas gelangte 1997 als Geschenk der Kindl-Brauerei in den Museumsbestand. [Verena Wasmuth]