Bei einer Ausgrabung in der Höggenstraße fand sich eine Bleibulle des Papstes Gregorius XI (GREGORIUS P(astor)P(astorum) XI), der von 1370 bis 1378 amtierte. Als Bulle wird ein beidseitig geprägtes Siegel aus Metall bezeichnet, das an wichtigen Urkunden befestigt war. In der päpstlichen Kanzlei dienten die Bleibullen als gängige Art der Beglaubigung von Urkunden. Seit dem 11. Jahrhundert erscheint auf den Papstbullen auf der Vorderseite in einem Perlkreis der Name des Papstes und auf der Rückseite das Bildnis der Apostel Petrus und Paulus. Ebenfalls von einem Perlkreis umgeben, werden die Köpfe der beiden frontal dargestellt. Zwischen ihnen befindet sich ein Kreuz und über den Gesichtern die Inschrift SPASPE (Sanctus Paulus, Sanctus Petrus). Im Gegensatz zu den goldenen und silbernen Bullen sind die aus Blei massiv. Die Befestigungen an den Urkunden wurden durch den Bleischrötling geführt, bevor dieser mit Hilfe von Ober- und Unterstempel geprägt wurde.
Bleibullen sind in Westfalen im archäologischen Fundspektrum immer noch selten. Das Soester Exemplar kam sicherlich nicht mit der dazugehörigen Urkunde in den Boden. Eine sorgfältig gebohrte Lochung zeigt, dass das Stück offenbar zweitverwendet und vielleicht als Amulett um den Hals getragen wurde. Warum es dann von seinem Besitzer in einer Kloake des 16. Jahrhunderts entsorgt wurde, mag mit der Einführung der Reformation in Soest zusammenhängen oder der Phantasie des Betrachters überlassen bleiben.