Der zierliche Damenpantoffel hat eine herzförmig ausgeschnittene Kappe, deren Schnabelspitze sich hochwölbt. Er zeigt neben der aufgepolsterten Innensohle die Reste eines zum hohen Stöckel ausgebildeten Absatzes mit langem Fersenbett, das dem Schuh im Gelenk ausreichend Stand verleiht. Es ist über einem symmetrischen Leisten gefertigt, der noch keine Unterscheidung zwischen einem linken und einem rechten Schuh vornahm. Das textile Oberteil aus naturfarbenem grobem Leinen in Leinwandbindung wurde wohl aus Stabilitätsgründen mit einem festen, pflanzlich gegerbten Kalbsleder unterlegt. Die Kappe zeigt sich weniger hochgeschlossen als noch im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts, der Ausschnitt bleibt über dem Rist herzförmig hochgezogen. Das Vorderblatt bietet sich zur Gänze als Ornamentträger für die großzügige Bouillon-Stickerei in Sprengtechnik über Karton mit Silberlahne über Seidenseele an. Von der Schuhspitze aufstrebend umschließt eine sich teilende Ranke einen prallen Granatapfel. Das Gitterwerk im Apfelinneren, Fruchtkammern und -kerne suggerierend, hebt sich aus der flächenfüllenden, in Anlegetechnik ausgeführten Grundierung des Ornamentfeldes ab. Grüne Seidendamast-Applikationen mit cremefarbener floraler Musterung bilden eine zusätzliche Rahmung der Stickerei. Ein ehemals hellrotes Seidenripsband fasst die Ausschnittkanten in doppelreihiger Plisseeoptik mit Falbeln und Rosetten ein und ergänzt somit den Farbakkord. Im Sonderdruck aus Waffen- und Kostümkunde erläutert man an diesem Schuhfragment die bei vielen Schuhen zwischen Laufsohle und Außenschaft umlaufende weiße Lederpaspel als ein über das Dekorative hinausgehendes fertigungstechnisches Element. Dieses fragmentarische Pantoffelpaar - ein Absatz fehlt ganz, der andere ist nur noch im Ansatz vorhanden und dessen Innensohle sich in Einzelteile auflöst, lässt eine solche Technikanalyse zu und führt zu Erkenntnissen über ein spezielle Art der Schuhbodenfertigung.