In Panoramasicht erstreckt sich die italienische Landschaft des Albaner Sees mit den umgebenden Bergen bis zum Horizont. Aus dem Hintergrund kommend folgt eine Hirtenfamilie vier weißen Ziegen auf einem abschüssigen Weg. Im Hintergrund ist die Silhouette der titelgebenden Stadt Castel Gandolfo mit ihrer berühmten Papstresidenz zu erkennen. Das warme Licht der untergehenden Sonne verleiht der Landschaftsidylle eine abendliche Stimmung.
Der Maler Ferdinand Bellermann begann seine Ausbildung zunächst als Porzellanmaler in Weimar und wechselte 1833 für sein Studium der Landschaftsmalerei an die Berliner Akademie der Künste. Durch verschiedene Reisen nach Rügen, Hessen, Norwegen und Italien erweiterte er seinen Motivkreis. Als besonders prägend für sein Gesamtwerk erwies sich seine Venezuelareise von 1842-1845. Diese wurde durch die Vermittlung Humboldts an den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. mit einem Reisestipendium ermöglicht. Durch seine tropischen Landschaftsdarstellungen machte sich Bellermann als „Urwaldmaler“ einen Namen.
Das Bild „Castelgandolfo“ von 1859 zählt zu den weniger bekannten Landschaftsgemälden des Künstlers, die im Zuge seiner Italienreise entstanden. Zwar hatte er sich während seines Studiums bereits mit Darstellungen der italienischen Landschaft beschäftigt, jedoch brach er erst im August 1853, also acht Jahre nach seiner Rückkehr aus Venezuela, zu seiner neunmonatigen Italienreise auf. Darin unterschied er sich von vielen seiner Künstlerkollegen, die bereits zu einem frühen Zeitpunkt ihrer künstlerischen Laufbahn Italien erkundeten.
Insgesamt befanden sich neben zahlreichen Ölskizzen, Zeichnungen und Aquarellen mindestens 19 Gemälde des Künstlers in der preußischen Sammlung. Das Bild „Castelgandolfo“ ist heute im Marmorpalais zu sehen, wo es bereits 1883 inventarisiert war.
Carina Anderwald (2022)