Der Name dieses kleinen Glasgefäßes beruht auf seiner amphorenähnlichen Form. Solche Glasgefäße galten aufgrund des hohen handwerklichen Geschicks, welches für ihre Herstellung nötig war, als Luxusgüter; sie wurden für die Aufbewahrung und den Transport wertvoller Flüssigkeiten wie Öl und Parfüm verwendet. Die Kunst der Glasverarbeitung und der –produktion kam etwa zur Mitte des Neuen Reiches, bereits vor der Herrschaft Thutmosis’ III., nach Ägypten. Die späte 18. Dynastie, in der dieses Gefäß entstand, wird als die Zeit der Hochblüte der altägyptischen Glasmanufaktur angesehen. Da für die Glasherstellung sehr hohe Temperaturen sowie spezielle Öfen benötigt wurden, galt diese Kunst vorerst als königliches Monopol. In Amarna kamen besonders viele Belege für die Glasverarbeitung sowie fertige Objekte zutage, jedoch wurden auch andernorts zahlreiche Glasobjekte gefunden, vor allem in den Elitenekropolen wie Saqqara. Die Herstellung solcher Glasgefäße war um einiges aufwendiger als z. B. die von Perlen. Geschmolzenes Glas wurde um einen Kern aus Sand gelegt und dann mit Glasfäden verziert, welche mit Zangen verformt wurden, um wellenförmige Muster zu erzeugen. Diese wurden dann geglättet. Bei unserem Objekt, wie auch bei vielen anderen zeitgleichen Exemplaren, ist die Grundfarbe dunkelblau, was meist durch Hinzugabe von Kobalt erzeugt wurde. Die gelbe Farbe wurde durch das Hinzugeben von Blei-Antimon gewonnen, weiß mit Kalzium-Antimon, das auch mit Kupfer versehen wurde, wollte man das helle Blau herstellen. Das birnenförmige Gefäß besitzt einen breiten, runden Fuß, einen zylindrischen Hals sowie einen blütenförmigen Rand. Der Körper des Gefäßes, der Rand sowie der Hals sind mit einem Wellenmuster aus abwechselnd undurchsichtigen gelben, weißen und hellblauen Fäden verziert. Parallel zieht sich ein Zickzackmuster über die Gefäßschulter, welches unten durch einen weißen Streifen begrenzt, jedoch oben teilweise durch einen gleichen Streifen verdeckt ist. Die s-förmigen, dunkelblauen Griffe wurden später in einem weiteren Arbeitsschritt angebracht und dienten zum Aufhängen des Gefäßes. Rand und Fuß wurden ebenfalls später hinzugefügt.
(A. Hodgkinson)