Der sogen. Tuchmacher-Altar gelangte 1899 als Geschenk des Stendaler Magistrats in die Sammlung des Altmärkischen Museums.
Er hatte sich ursprünglich in der Johanniskapelle östlich der Marienkirche, später im Tuchmachergildehaus in der Weberstraße befunden.
Die reichen plastischen Schnitzereien zeigen Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers und Johannes des Evangelisten.
Die besondere religiöse Beziehung der Tuchmacher/Wollweber zu beiden resultiert aus der gemeinsamen Benutzung des Symbols vom "Lamm Gottes" in Bezug auf Christus.
Der Mittelteil des Altars stellt die Taufe Christi im Jordan dar. Ein Engel hält das Gewand des Täuflings, darüber befindet sich die Taube als Symbol des Heiligen Geistes und Gottvaters als Schöpfer der Welt, welcher die heilige Handlung segnet.
Die Szene wird unten links vom Apostel Andreas flankiert, welcher sich von einem Jünger des Täufers auf dessen Geheiß zu einem Apostel Jesu wandelte.
Oben links steht wohl der Heilige Blasius, welchem als Attribut ein liegender Knabe beigegeben ist. Blasius stand den Tuchmachern nahe, weil der Heilige mit Eisenkämmen zu Tode gemartert worden sein soll, welche den Wollkämmen der Tuchmacher ähnelten.
Unten rechts befindet sich Maria mit dem Jesuskind.
Der Heilige Severus von Ravenna mit einem Weberschiffchen als Attribut vervollständigt das zentrale Bild. Der Bischof wurde in Anwesenheit von Wollwebern in sein Amt gewählt, woaraus wiederum ein enger Bezug zu dieser Zunft hergestellt ist.
Die Szene auf dem linken Altarflügel zeigt unten die Enthauptung Johannes des Täufers. Der Henker übergibt dessen Kopf an Salome, die Tochter des Königs Herodes Antipas.
In der oberen Szene überbringt Salome ihrer Mutter Herodias und ihrem Vater das Haupt Johannes’.
Der Fisch symbolisiert die Menschwerdung Christi, der Becher mit Wein die Erlösung der Menschheit durch das Blut Christi.
Auf dem rechten Altarflügel ist unten eine Szene dargestellt, in welcher der Evangelist Johannes die Vision der Apokalypse empfängt. In der Darstellung rechts oben erleidet er eine Folter in kochendem Öl, welche er heil und verjüngt überstanden haben soll.
Die Rückseiten der Altarflügel sind mit Malereien weiterer biblischer Szenen ausgefüllt.