Ein gut situierter Mann mittleren Alters sitzt in einer Art Weinlaube vor dem sich hinter ihm weitenden Landschaftsraum. Als wäre er gerade angesprochen worden, schaut er uns offen und interessiert entgegen, die Pfeife lässig in der rechten Hand, mit der Linken aus einer zinnernen Kanne Kaffee einschenkend. Gekleidet ist der Porträtierte in einen dunkelgrünen Gehrock und eine gelbe Weste, um den Hals hat er ein blaues Tuch geschlungen. Zylinder und Stiefel verweisen auf einen Ausritt oder eine Wanderung in die Umgebung. Die an den grauen Stuhl gelehnte Zeichenmappe trägt Signatur und Datierung des Bildes.
Dem Kupferstecher Karl Lieber entgeht völlig, dass seine Tasse im nächsten Augenblick überlaufen wird. Dieses mit einem gewissen Augenzwinkern vorgetragene erzählerische Moment, das sich mit einer genauen Wiedergabe von Details - man beachte die sich auf dem Zucker tummelnden Fliegen - verbindet, ist ein Kennzeichen der Kunst des Biedermeier.
Die Rückenfigur der Magd, durch ihr rot leuchtendes Mieder hervorgehoben, führt den Blick des Betrachters, assistiert durch den ebenfalls roten Boden des Tabakbeutels, von der Figur im Vordergrund weg in die ländliche Szenerie des Thüringer Beckens. An die früheren Bildnisse Philipp Otto Runges mag dieses Konzept der Verbindung von romantisch geprägtem Landschaftsideal und Porträt erinnern. Die Handschrift des Malers wird durch die Linie dominiert - dies ist ebenfalls ein durch den Biedermeier übernommenes Erbteil der Frühromantik wie auch des Klassizismus.
Ludwig Witzel war zunächst als Zeichner ausgebildet worden . So fehlte ihm als Maler wohl etwas die Sicherheit im Umgang mit der Farbe und die eigenständige Kraft im Ausdruck. Trotzdem ist ein charakteristisches Lebensbild des Biedermeier mit seiner liebevollen Beobachtung des Beiwerkes entstanden. Beim Betrachten des Gemäldes fällt die besondere Sorgfalt bei der Behandlung des Gesichtes auf. Witzel, von dessen Lebensumständen kaum etwas überliefert wurde, ist besonders als Bildnismaler in der Weimarer Gesellschaft aufgefallen.
Bezeichnet u. l. auf der Zeichenmappe: L. Witzel pinxit 1819