Schneider, darzi, war ein Beruf, der im hinduistischen Indien wenig bekannt war, da die Bekleidung der Hindus aus gewebten Stoffbahnen bestand, die in der Regel nicht genäht werden mussten. Der Begriff darzi leitet sich vom persischen Wort darz, das so viel wie »Naht« bedeutet, ab. Die Ableitung des Wortes hängt damit zusammen, dass erst mit den Muslimen der Brauch, genähte Kleidung zu tragen, ins Land kam. Deshalb waren im 18. und 19. Jahrhundert die indischen Schneider meist Muslime. Dies ist hier nicht der Fall. Der abgebildete Schneider trägt das Zeichen Vishnus auf der Stirn und wird damit als Hindu identifiziert. Darzi hatte in Südindien eine doppelte Bedeutung. Zum einen wurde damit ein Schneider bezeichnet, zum anderen eine Gruppe von Kasten (Simpi, Rangare, Chippigia, Namdev und andere). Die Angehörigen dieser Kasten waren häufig, aber nicht notwendiger Weise, Schneider. Mit der Ankunft der Europäer stieg die Nachfrage nach Schneidern, und jeder Haushalt, der etwas auf sich hielt, beschäftigte mindestens einen darzi. (Werner Kraus)