Der Pokal, versehen mit der Meistermarke "HF", ist wahrscheinlich ein Werk des Heinrich Ferrin, Goldschmied in Frankenthal, geboren in Den Haag und in Frankenthal 1660-1662 sicher nachweisbar. Die Inschrift auf der Kuppa lautet "Godt ist unser Ecstein", das Motto der Zunft, deren beide Zunftmeister "Hans. Jorch. Rolwage" und "Hans. Jacob. Sneider" ebenfalls mit Namen eingraviert sind. Auf dem Rand des Pokals befindet sich die Inschrift: "Zunfnt. Becher. der. löbliche. Karcher. in Franckenthal. Anno 1667."
Die Frankenthaler Karcherzunft war eine Vereinigung von Fuhrleuten. Die Karcher - man könnte sie mit den heutigen Spediteuren vergleichen - transportierten Waren von einem Ort zum anderen, darunter auch Wein, etwa vom Dorfwinzer zum Weinhändler in die Stadt oder vom städtischen Weinhändler hinunter zum Hafen. Davon zeugt auch dieser Zunftpokal aus dem pfälzischen Frankenthal. In eine Art ovales Medaillon ist ein kleines anekdotisches Bild eingraviert: Ein dürrer Karrengaul versucht, einen unter anderem mit einem Weinfass vollgepackten Wagen aus einer Furt herauszuziehen. Daneben schlägt der ungeduldige Fuhrmann auf das arme Tier ein. Links und rechts davon erläutern Verse die Szene:
"Ein mergs Ross thet sich beklagen / Es wird zur Arbeid sehr geschlage / Dann als es steckt in einer lacken / Da sprach sein Herr thu dich hnaus packen / oder ich lass dich drin verderben / Und gleich in dieser lacken sterben / Strenge Herren halten auch / gegen ihre Gesind disen Brauch / Das sie die hart halten und zwingen / Bis man kein Marck in Bein thut finden." [Ludger Tekampe]