Potsdam, Tuchmacherstraße 4, den 17. Januar 1859
Aus dem Gnadengesuch des Iwan Schischkoff, wohnhaft bei seiner Mutter in der Tuchmacherstraße 4, an den Prinzregenten Wilhelm von Preußen:
„Das Haus in der Colonie wo meine Mutter wohnte und bei der sich meine ganzen Wirthschaftssachen und Kleidungsstücke befanden, brannte ab (...), so dass ich, als ich entlassen wurde, meiner ganzen Habseligkeiten beraubt, dem größten Elend preisgegeben dastand, denn die Miethe, welche ich vom Hause erhielt und die zum Depositorio des hiesigen Kreisgerichts eingezahlt war, wurde mir durch Abzug der Geldstrafe und der Untersuchungskosten bedeutend geschmälert, (...) so wollte ich Ew. Königl. Hoheit allerunterthänigst bitten: mir doch wieder in dem Besitz meines Hauses zu setzen.“
Am 26. Januar 1959 bittet die Mutter den Prinzregenten schriftlich um etwas Brennholz. Oberst von Hiller vom 1. Garderegiment zu Fuß schreibt am 12. Februar dem Generalmajor von Manteuffel in Berlin:
„Ew. Hochwohlgeboren verfehlt das Regiment nicht, in Verfolg des von der russischen Sänger-Wittwe Zischkow an (...) den Prinzen v. Preußen gerichteten Immediatgesuchs (...) gehorsamst zu berichten, (...) dass dieselbe, (...) auch in Zukunft bei der Vertheilung des bei den jährlichen Bauten in der russischen Colonie nutzlos werdenden Holzes nicht auf Berücksichtigung zu rechnen hätte, da sie (...) ein solches Verlangen zu stellen, überhaupt eine dergleichen Berücksichtigung auch nicht verdiene, und (...), wie Ew. Hochwohlgeboren hinlänglich und bereits (...) bekannt sein wird, die ganze Familie Zischkow durchaus eine übelberüchtigte hierselbst ist. Schließlich erlaube ich mir hierbei noch gehorsamst anzuführen, dass die Wittwe Zischkow, deren Sohn Iwan und deren Tochter Auguste, gleichfalls eine bekannte öffentliche Dirne, da sie in der russischen Colonie Alexandrowka nicht mehr ansässig sind, (...) in keiner Verbindung zum diesseitigen Regiment stehen und gestatte mir hieran die ebenmäßige Bitte zu knüpfen, geneigtest veranlassen zu wollen, dass etwaige noch ferner von Mitgliedern dieser Familie der allerhöchsten Person zugehende Gnadengesuche unberücksichtigt bleiben.“
Von diesem Tage an ließen weder die Witwe noch ihr Sohn Iwan je wieder etwas von sich hören, womit sich ihr weiterer Weg im Nebel der Geschichte verlor.