Der prächtige Einband ist ein frühes Beispiel für individuell gebundene Bücher aus gräflich-schwarzburgischem Bibliotheksbesitz. Trotz des möglicherweise vom Nachbesitzer unleserlich gemachten Namens auf dem Vordereinband verweist das vollständig erhaltene rückseitige Oldenburg-Delmenhorster Wappen auf Anna, geborene Gräfin zu Oldenburg (1539-1579), die seit 1566 mit Hans Günther von Schwarzburg-Sondershausen (1532-1586) verheiratet war. Hans Günther gilt als Stammvater der Sondershäuser Linie des Hauses Schwarzburg. Von 1552 bis zu seinem Tode im Jahr 1586 war er regierender Graf und wählte Schloss Sondershausen als seine Hauptresidenz. Die Regierungsgewalt übte er gemeinsam oder in Vertretung für seine Brüder Günther XLI., Wilhelm und Albrecht VII. für alle schwarzburgischen Besitzungen aus. Der Ganzpergamentband ist reich mit floralen Prägungen in Schwarz (Reste ehemaliger Vergoldungen im Wappenteil zu erkennen) verziert. Vorderseite mit dem schwarzburgischen Wappen als Supralibros und der Umschrift: ( … unleserlich gemacht, ehemals: [HANS GÜNTHER]) • DER • VIER • GRAFFEN • DES • REICHS • GRAFFE • ZU SCHWARCZBURG • HERRE • ZU • ARNSTADT • SUNDERSHAUS • UND LEUCH [d.i. Leutenberg]. Kapitalbändchen in blau/weißen Landesfarben. Buchblock mit Goldschnitt und floralen Schnittverzierungen auf Kopf-, Vorder- und Fußschnitt. Das Buch enthält zwölf Leichenpredigten des Frankenhäuser Superintendenten Heinrich Eckart, die 1614 bei Johann Hermann in Leipzig gedruckt wurden. Der deutlich ältere Einband wurde also nachgenutzt, was auch die Entfernung des Namenszuges vom Vorbesitzer auf dem Einband erklärt. Welcher Titel ursprünglich mit dem kostbaren Einband versehen war, lässt sich nicht mehr feststellen. [Jens Henkel]
Pergamentband auf vier Bünden, 266 Seiten