Bei dem hier abgebildeten Bergwerkkasten handelt es sich vermutlich um ein Auftragswerk, das wohl im sächsischen Erzgebirge hergestellt wurde. In vier Ebenen sind verschiedene bergmännische Tätigkeiten dargestellt. In der untersten verdeutlichen Erzträger, Truhenläufer und ein Hüttenmann den Abbau, die Erzwäsche und das Probeschmelzen an einem Ofen. Die darüberliegende stellt ebenfalls Bergleute beim Abbau und beim Abpumpen des eindringenden Wassers dar. Daneben ist in dieser Ebene ein Kruzifix zu sehen, das auf einem angedeuteten Berggipfel steht. Die zweite Stufe von oben zeigt zudem die Suche nach Erz mit einer Wünschelrute und den ersehnten Feierabend der Arbeiter in einem Wirtshaus. Auf der obersten hantieren ein Zimmerer und ein Haspelknecht. Eine barocke Kapelle für die Segnung der Grube, für eine reiche Ausbeute und für das Seelenheil der Bergleute rundet das Bild ab. Zwei Kurbeln an der Außenseite des Kästchens ermöglichen anschaulich die Beweglichkeit einiger Bergleute und demonstrieren gleichzeitig den Abtransport der gewonnenen Produkte mittels eines vertikalen Aufzuges. Das in dieser Form relativ seltene Schaukästchen gehörte zur Sammlung der Fürstin Anna Sophie von Schwarzburg-Rudolstadt (1670-1728). Als geborene Herzogin von Sachsen-Gotha war sie am Hof ihres Großvaters Herzog Ernst I. von Sachen-Gotha-Altenburg (1601-1675) erzogen worden. Der Einfluß dieses kulturell und naturwissenschaftlich äußerst interessierten Hofes unter Ernst dem Frommen spiegelt sich besonders in ihrer Leidenschaft für das Anlegen von Sammlungen. Neben einem Raritätenkabinett ließ sie auch das Spiegelkabinett einrichten, in dem der Bergwerkkasten zusammen mit Porzellanen, Fayencen und Gläsern Aufstellung fand. [Doreen Winker]
weitere Literatur: Peter Huber: "Die schönsten Stuffe", Handsteine aus fünf Jahrhunderten, in: Mineralien-Magazin Lapis (=Extra-Lapis, 8). Gediegen Silber, München 1995