Darstellung der Weinhölle als Flachrelief. Der Teufel fährt auf einem Schubkarren eine Frau zur Hölle. Hinter dieser Gruppe ist ein Weinfass zu sehen, auf dem ein Bacchant reitet. Die Darstellung ist in einen Rahmen aus zwei Füllhörnern eingeschlossen und mit einem Schriftband unter einer Traubenranke abgeschlossen. Auf dem Schriftband steht geschrieben "Ich Bachus rahde Euch werde Freund Duhd Guden Wein Nicht Sparen Drinckt Ofders Doch Mit Maesichkeit, So Tarf Dier Nicht Erfahren Was Jenes Altes Karches Weib Ietzt Woll Geitz Mus Embfinden. Der Teufel führt Sie in Die Höll Ihr Wein Bleipt All Dahinden."
Im achtzehnten Jahrhundert griff man in der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema Wein vielfach auf die antike Vorstellungs- und Sagenwelt zurück. Tatsächlich finden sich auch in unserem Weinmuseum Beispiele für dieses Schema, dem sich bis in die Gegenwart zahlreiche Künstler und Laienkünstler nicht entziehen können. In das doch etwas einseitge Repertoire dringen besonders seit dem ausgehenden achtzehnten Jarhundert neue Themen und Formen ein. Stand bis dahin der Wein oftmals in Verbindung zu Sinnbildern oder den großen mythologischen Entwürfen, wird nun ein Charakteristikum der niederländischen Malerei des siebzehnten jahrhunderts wiederentdeckt: der Weingenuß im Privaten - wie überhaupt der tatsächliche Verzehr des Weines zu einem beherrschenden Aspekt der Kunst wird, die sich den Wein zum Thema macht. Diese Betonung des Genießerischen, Privaten findet sich auch in den Zeugnissen von Laienkünstlern der Zeit; sie verbindet sich hier mit einem bodenständigen Hang zum Anekdotischen, aber auch zum vermeintlich Unbedeutenden. Seit dem achtzehnten Jahrhundert stehen Laienkunst und akademische Kunst in einem Wechselverhältnis, in dem nicht nur die erste Innovationen und Anregungen aufnimmt. Die beiden geschnitzten Faßböden entstanden in diesem Spannungsfeld. Während sich die erfrischend unakademische 'Weinhölle' mühelos zwischen antiker Bacchusseligkeit und katholischer Höllenfurcht bewegt, führt uns der - vielleicht von Ludwig Richter inspirierte - Schnitzer der 'Betrunkenen Zecher' in die rauschhaften Niederungen allzu begeisterter Bacchusjünger. Die sind in ihrer Trunkenheit noch so brav, daß man sie für rechte Biedermänner halten darf. (Ludger Tekampe)